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Die Schöns in Hagenow
Ursprünglich kommt die Familie aus Albrechts in Thüringen. Der Ort ist heute ein Stadtteil von Suhl. Die Schöns lassen sich zurück verfolgen bis auf Johann Valentin Schön, der um 1715 geboren wurde. Sie arbeiteten als Weber, wahrscheinlich in Heimarbeit zu Hause. Mit Georg Valentin Schön (* 6 Jul 1794, † 9 Nov 1856) ist ein Webermeister nachweisbar. In Albrechts gab es die Familien Häfner, Kaiser, Albrecht, Ripperger, Bachmann, Fuhrmann, Holland, König mit denen sie verwandt und verheiratet waren. Die Mehrzahl von ihnen waren auch Weber. Digitalisierte Kirchenbücher aus dieser Zeit sind bis jetzt noch nicht vorhanden. Die Aussagen sind deshalb sehr vage und es bedarf noch weiterer Nachforschungen.
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Einige der oben angeführten Familiennamen sind in Albrechts heute noch vorhanden. Es gibt dort auch Stammbäume von diesen Familien auf Ancestry.
Georg Valentin Schön war mit Johanna Barbara Bachmann (* 26 Nov 1809., † 18 Feb 1852) verheiratet. Sie hatten nachweisbar 3 Kinder, 1 Tochter Anna Maria (* 28 May 1835, † 10 Jan 1837), die mit einem Jahr früh verstorben war, und 2 Söhne.
- August (* 25 Sep 1838, † bef 1877), der noch als Weber in Albrechts nachweisbar ist. Wann und wo er starb, habe ich bisher nicht ermitteln können.
- Johannes (* 11 Jul 1841, † ?), dessen Nachfahren sich in Nordrhein-Westfalen (Münsterland, Paderborn) wieder finden.
August heiratete Johanna Dorothea Fuhrmann (* 12 Sep 1838, † ?). Sie hatten auch eine Tochter und zwei Söhne. Alle 3 Kinder wurden in Albrechts geboren. Nach dem Tod von August heiratete Johanna noch einmal, den Maurergesellen August Friedrich Grau (* 1845, † 28 Feb 1884) aus Erfurt. Mit ihm hatte Johanna noch eine Tochter Emilie (* abt 1877, † 10 May 1878), die kein Jahr alt wurde.
- Christiane (* 15 Jul 1864, † ?) verblieb in Erfurt und heiratete Bernhard John (* 29 Mar 1863, † ?) aus Ohrdruf, einen Zimmermann. Sie hatten 7 Kinder. 4 Kinder starben früh. 3 Töchter können nicht weiterverfolgt werden.
- Justus (* 7 Oct 1868 in Albrechts, † 9 Nov 1943 in Hagenow) kam über den Beruf bei der deutschen Reichsbahn nach Hagenow. Er wird dort als Wagenmeister genannt und war wahrscheinlich auch verbeamtet, denn er taucht im Landesadressbuch von Mecklenburg-Strelitz, Stadt Hagenow 1925/26 als Wagenmeister a. D., wohnhaft in der Hirtenstraße 4, auf. Er soll sogar einmal den Großherzog von Mecklenburg auf einer Reise im Zug betreut haben.
- Friedrich Jakob (* 30 Apr 1871 in Albrechts, † 3 Jun 1947 in Erfurt) war Eisenpolierer in Erfurt. Er war verheiratet mit Minna Beck (* 23 Feb 1871 in Sömmerda, † ?). Sie wohnten in der Karlstraße 14 (3. Etage) und hatten eine Tochter Hermine (* 21 Jul 1896, † ?). Über sie habe ich auch keine weiteren Informationen.
Justus August Schön heiratete am 7. Dezember 1894 Auguste Sophie Hulda Zemlin (* 24 Feb 1874 in Werben, † 16 Jan 1902 in Hagenow). Die Zemlins waren eine große weit verzweigte Familie aus dem Gebiet nördlich von Stendal (Osterburg, Seehausen, Altmark). Der Großvater und Urgroßvater von Auguste waren Müller in Ferchlipp, bei Lichterfelde in der Altmark. Der Vater arbeitete als Zimmermann in Polkau bei Erxleben (Altmark).
Sie hatten 5 Kinder:
- Arthur Ernst Otto Schön (* 1 May 1895, † ?)
- Franz Friedrich Adolf Schön (* 1 Sep 1896, † ?)
- Walter Adolf Justus Schön (* 25 Jan 1898, † 1 Jul 1957 Grevesmühlen)
- Bruno Friedrich Wilhelm Schön (* 19 Jun 1900, † ?)
- Elsa Schön (* 7 Dec 1901, † ?)
Nach der Geburt von Elsa in Hagenow starb Auguste am 16. Januar 1902 mit 27 Jahren sehr jung in Hagenow wahrscheinlich an den Folgen der Geburt. Elsa wurde am 15. Januar 1902 in Wutzetz bei Friesack getauft. Das muss damals sehr dramatisch gewesen sein. Die Mutter konnte das Kind wahrscheinlich nicht mehr stillen und es wurde eine Amme gebraucht. Der Transport des Säuglings nach Wutzetz war zu dieser Zeit sicher eine logistische Herausforderung mit der Eisenbahn aber an einem Tag durchführbar. Sicher gut, dass der Vater Eisenbahner war.
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Wutzetz spielte in den Erzählungen der Familie immer eine besondere Rolle. Es gab dort einen Onkel Paul und eine Tante Hertha Schmidt. Ich fand auch Fotos von der Silberhochzeit der Beiden. Sie müssen damals sehr geholfen haben. Eine große Rolle spielte auch eine Tante Alma. Ich denke mit Nachnamen Klaus, geb. Zemlin, eine Cousine von Auguste. Gustav Carl Klaus war bei der Heirat Oberfeldwebel im Infanterie Regiment Heinrich von Preußen 35 (Brandenburg) und später Zollsekretär in Berlin. Die Verbindung zu Tante Alma habe ich in unserem Stammbaum gefunden. Ich weiß aber nicht, wie die Schmidts da reinpassen. Sie waren Bauern in Wutzetz und hatten mit Pferdezucht zu tun, auch das habe ich gefunden. Weiter unten finden wir die Schmidts und Alma auf Fotos wieder. Fotos von Auguste gibt es nicht.
Elsa Schön – Eintrag Konfirmation in Scharbow bei Hagenow (mit Vermerk des Taufdatums in Wutzetz)
Nach dem Tod von Auguste stand Justus mit 5 Kindern unter 6 Jahren allein da. Er brauchte sicher weibliche Hilfe. Ich denke Marie Fischer war schon vor ihrer Heirat im Haushalt des Wagenmeisters vielleicht als Kindermädchen tätig. Die Fischers kommen aus Hagenow. Der Vater von Marie wurde in Hundorf bei Schwerin am Schweriner See geboren. Er heiratete eine geborene Brath aus einer Schusterfamilie und ist dann in Hagenow als Schuster ansässig geworden. Justus Schön und Marie Sophie Christine Fischer heirateten am 25. Juli 1902 in Hagenow.
Kinder von Justus August Schön und Marie Sophie Christine Fischer waren:
- Hulda Auguste Alma Dora Schön (* 9. April 1904, † 9. November 1904)
- Minna Berta Dora Schön (* 8. Oktober 1905, † 1998 Wedel, Pinneberg)
- Paula Erika Wilhelmine Schön (* 12. März 1910, † 14. März 1910
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Von Justus und Marie gibt es nur wenige Fotos. Das Foto unten links zeigt sie allein, sonst sind sie mit anderen auf Fotos. Gewohnt haben sie während der Dienstzeit von Justus in Hagenow-Land in dem Haus ganz links angeschnitten (Foto rechts). Die offizielle Wohnanschrift war Bahnhof Hagenow-Land, Wagenmeisterhaus.
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Wagenmeister war ein offizieller mittlerer Dienstgrad bei der Reichsbahn. Der Wagenmeister kontrollierte die Waggons der Züge auf dem Bahnhof auf technische Sicherheit. Wir kennen das Geräusch der Wagenmeister von früheren Bahnfahrten, das metallische Klopfen an den Rädern. Wagenmeister gab es in Hagenow-Land zwei zu Justus Zeit. In der Volkszählung von 1900 erscheinen alle Angestellten der Reichsbahn, die in Betriebswohnungen auf dem Bahnhof Hagenow-Land wohnten. Nach der Pensionierung wohnten Justus und Marie in der Hirtenstraße 4. Marie war schwer krank (wahrscheinlich Krebs) und litt zum Schluss unter sehr starken Schmerzen. Sie starb am 13. August 1933. Bei seinem Tod am 9. November 1943 hat Justus dann in der Langen Str. 63 gewohnt.
10. August 1902: Aufstellung eines Teils der Angestellten des Bahnhofs Hagenow-Land mit ihren Familien vor dem Bahnhof. Der Dritte von rechts könnte Justus sein. (aus Kuno Karls: Bildband 2 Hagenow, S. 362)
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Hochzeit von Elisabeth Böttcher & Walter Schön in Hagenow am 28. Juni 1927
(Aufnahme auf dem Hinterhof des Böttcherschen Hauses – Lange Straße 44, Ecke Augustenstraße)
Obere Reihe: Personen nicht bekannt (wahrscheinlich Freunde des Brautpaares)
Mittlere Reihe: Elsa & Wilhelm Bauers, Else & Bruno Schön, N.N., Marie & Arthur Schön, Minna & Johann Karp (?) (außer Franz Schön sind alle Geschwister mit Partnern anwesend – alle Geschwister in Hagenow geboren)
Vordere Reihe: Tante Alma, Marie & Justus Schön, Elisabeth & Walter Schön, Lotti Böttcher, Sophie & Johannes Böttcher Lisa & Hans Böttcher (Bruder von Elisabeth)
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Arthur:
Onkel Arthur habe ich nur einmal getroffen. Da muss ich so um die 16 Jahre gewesen sein, also Anfang der 70ger Jahre (1973/74). Da war er schon an die 80 Jahre alt. Wir fuhren von Grevesmühlen zu Besuch nach Hagenow. Der Mann hat mich sehr beeindruckt. Ein gutmütiger, wohlwollender Mann, der dann auch sehr bald „seine Geschichte von Scapa Flow“ erzählte.
Die Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte in Scapa Flow fand am 21. Juni 1919 im britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow statt, in dem die ehemalige kaiserliche Flotte als Folge des Waffenstillstands am Ende des Ersten Weltkriegs interniert worden war. Als die deutsche Regierung kurz davorstand, den Vertrag von Versailles zu unterzeichnen, der die Auslieferung aller Kriegsschiffe an die Engländer vorsah, initiierte Konteradmiral Ludwig von Reuter die organisierte Selbstversenkung. (aus Wikipedia)
Arthur spielte schon als Kind in der Schulkapelle und später in der Kapelle des Turnvereins Trompete. Seine Trompete hatte er immer dabei. Man suchte nach einem Signal, um den Beginn der Versenkung zu signalisieren und er bekam den Auftrag mit seiner Trompete dieses Signal zu blasen.
Links oben der spätere Zahnarzt Bublitz vom Lindenplatz, links unten der spätere Ackerbürger Arthur Schön, der in der Schülerkapelle und später in der Kapelle des Turnvereins Trompete spielte.
Im Ersten Weltkrieg war er bei der Marine und musste nach dem verlorenen Krieg mit nach England, um die Deutsche Flotte in der Bucht von Scapa Flow abzuliefern. Er hatte seine Trompete mitgenommen und bekam den Auftrag, ein Signal zu blasen, damit die Schiffe versenkt werden, bevor die Engländer sie bekommen. (Siehe „Fiek´n Nr.12 Erzählung 297).
Vorn rechts Walter Plog (wohnte später in Granzin).
Die anderen sind noch unbekannt.
(aus Kuno Karls: „Der Klunk gestern und heute.“ Hagenower Bildband Nr. 1, S. 34, aus dem Archiv von Kuno Karls und Fotos von 80 Fotoamateuren. Hagenow, im Mai 2016. Druckerei Buck in Ludwigslust)
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- Deutsche Flotte versenkt
von Kurt Bauers aus Hagenow
Zu Weihnachten 1940 bekam ich von meinem Onkel Arthur Schön ein Buch mit dem Titel „Die versenkte Flotte“ geschenkt. Im Buch wird der Untergang der deutschen Kriegsschiffe nach dem Ersten Weltkrieg in der Bucht von Scapa Flow beschrieben. Die Kriegsschiffe mussten als Reparationen des Ersten Weltkrieges abgeliefert werden. Da trug sich nun Folgendes zu: Die größten Schiffe, die Kreuzer, unter anderen auch der Kreuzer Seidlitz als Führungsschiff, waren bestückt mit einigen Besatzungsmitgliedern, darunter war auch mein Onkel Arthur Schön aus der Bergstraße 7 in Hagenow. Auf der Fahrt dorthin hatten die Besatzungen in geheimen Absprachen die Absicht verfolgt, die Schiffe nicht zu übergeben, sondern zu versenken. Nach einigen Tagen Aufenthalt in der Bucht von Scapa Flow sollten die deutschen Matrosen von den Schiffen runter. Und da beschloss man, die Versenkung auf geheime Art und Weise vorzunehmen. In dem Buch wurde beschrieben: „Klar und deutlich klingt von der Seidlitz her das Hornsignal „Wohl auf Kameraden aufs Pferd, aufs Pferd … „, aber der Verfasser vermerkte: „Uns ist leider nicht bekannt, wer dieses Hornsignal geblasen hat. Daraufhin sagte mir mein Onkel Arthur: „Du, datt bünn ick wesst!“ Er hatte eine Trompete mit, weil er hier früher beim Turnverein in der Kapelle mitgespielt hat.
(aus Kuno Karls: Fiek‘n hätt schräb‘n ut Hagenow …, Heft 12, S. 239 f., Eichenverlag Schwerin, 2009)
Wieviel von der Geschichte Seemannsgarn ist, weiß man nicht, aber das ist auch egal. Kuno Karls, der Stadtchronist von Hagenow, kannte Arthur und hat ihm und seiner Familie in seinen Aufzeichnungen ein bleibendes Andenken gesetzt.
Als Arthur am 22. Mai 1923 Marie Luise Lisette Behrens (Tante Mike) heiratete war er Obermaschinistenmaat in Swinemünde. Der Vater von Mike war Viehhändler in Hagenow. Auf dem Hochzeitsfoto meiner Großeltern von 1927 trägt Arthur noch Uniform. Ende der 30ger Jahre diente er wieder bei der Marine auf einem Minensucher. Da muss er schon einen höheren Rang gehabt haben, denn er organisierte den Stopp seines Schiffes vor Boltenhagen. Sein Bruder Walter aus Grevesmühlen war dort im Urlaub und der Bruder kam mit den Offizieren zum Kaffee zu Besuch (Bericht meines Vaters). Eine kleine Sensation für Boltenhagen. Vielleicht findet jemand dazu noch Bilder.
In einem Familienalbum habe ich Matrosenbilder gefunden.
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Hier könnte Arthur der In der Mitte sein Arthur der 7. von Links?
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Hier vermute ich ihn links liegend
Kann jemand hier weiterhelfen? Die Bilder sind auch mit einem Klick vergrößerbar.
Nach seiner Marinezeit war Arthur Ackerbürger in Hagenow.
Arthur Schön mit Hut, links Schöns Einwohner Wilhelm Buß, rechts ein Hamburger als Erntehelfer mit Stakforke. (aus Kuno Karls: „Der Klunk gestern und heute.“ S. 49)
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Links: Ackerbürger Arthur Schön mit seiner Frau Marie und dem Schlachtermeister Rieß von gegenüber bei einem abendlichen Plausch auf dem Tritt in der Bergstraße 7. Abends war der Tritt so schön warm, wenn es sonnige Tage waren, dann konnte man dort schön klönen. „Watt gifft datt Niees?“ (aus Kuno Karls: „Der Klunk gestern und heute.“, S. 29)
Auf dem warmen Tritt in der Bergstraße 7 entstanden so manche Fotos:
Arthur hatte 2 Töchter. Ursula müsste die Ältere gewesen sein. Auf dem Bild unten rechts die beiden Mädchen Herta und Ursula, davor Christa Schön aus Grevesmühlen und Kurt Bauers aus Hagenow, die Cousine und der Cousin. Da waren sie anscheinend zu Besuch und haben auch in der Bergstraße 7 geschlafen. Das muss Anfang der 30ger Jahre gewesen sein. Vielleicht war es 1931 als Dieter geboren wurde.
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Ein späteres Foto zeigt alle Cousinen und Cousins bei der Jugendweihe von Ursula 1939.
Obere Reihe: Kurt Bauers, Herta und Ursula Schön (v.l.n.r.)
Untere Reihe: Heinz Bauers, Dieter und Christa Schön (v.l.n.r.)
Hochzeit von Ursula Schön & Fritz Biastoch in Hagenow am 195?
(Aufnahme auf dem „warmen“ Tritt in der Bergstraße 7)
Obere Reihe: Tischdame & Heinz Bauers, N.N., N.N., N.N., N.N., N.N.
Mittlere Reihe: N.N., N.N., Wilhelm Bauers, Herta Schön, Freund Herta, Tischdame & Hans-Dieter Schön, N.N., N.N.
Vordere Reihe: N.N., Elsa Bauers, Vater von Fritz, Ursula Schön, Fritz Biastoch, Marie & Arthur Schön, N.N.
(Die Tischdamen von Heinz Bauers und Hans-Dieter Schön waren aus Kuhstorf)
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Bei Ursula und Fritz gibt es 2 Söhne. An einen der Söhne kann ich mich auch noch sehr gut, während unseres Besuches, erinnern. Er war zu der Zeit auf einem Schiff der Handelsmarine der DDR. Wir waren in seinem Zimmer und probierten Whisky, den er vom Schiff mitgebracht hatte. Das war natürlich was für mich als 16-jähriger. Ich glaubte damals sein Großvater war ein großes Vorbild für ihn. Leider habe ich meinen Großvater Schön nie kennen gelernt. Er starb 23 Tage vor meiner Geburt.
Das Haus Bergstraße 7 wurde 1993 im Zuge der Sanierung des Klunks abgerissen. Die Bilder unten zeigen das Haus kurz vor dem Abriss.
Franz:
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Walter:
Von 1912 bis 1916 hat Walter bei der Firma Heinrich Kortüm in Hagenow das Uhrmacherhandwerk erlernt. Er hatte auch Gelegenheit sich in der Augenoptik auszubilden.
Am 2. Februar 1897 kaufte Heinrich Kortüm das Haus Lange Straße 97. Seitdem gibt es dort Brillen. Von 1953 bis 1956 hat Kuno Karls bei Heinrich Kortüm gelernt, Heinrich Kortüm hatte Joachim Raasch als Uhrmachermeister angestellt und wandte sich selbst der Augenoptik zu. In der Werkstatt hat auch Bruno Schön, der jüngere Bruder von Walter, gelernt. Im Januar 1965 verstarb Heinrich Kortüm, seine Witwe führte das Geschäft ein Jahr weiter, bis Kuno Karls den Augenoptik Betrieb ab 1966 pachtete und 1967 das Haus kaufte und den Betrieb übernahm. Den Uhrmacher Betrieb führte Joachim Raasch weiter.
1916 wurde Walter zum Kriegsdienst eingezogen und im Jahre 1919 als Schwerbeschädigter durch eine zweimalige Kriegsverletzung entlassen. Von 1919 bis 1926 arbeitete er bei verschiedenen Firmen, bevor er sich 1926 in Grevesmühlen selbständig machte. Für ihn geht die Geschichte in Grevesmühlen weiter.
Dieses gut erhaltene Foto ist eine Gruppenaufnahme aus dem Lazarett in Schwerin 1919. Auf dem Foto ist Walter in der mittleren Reihe der 6. von rechts neben der hübschen Krankenschwester. Da waren 3 Jahre Weltkrieg für ihn vorbei. Er war gerade mal 21 Jahre alt und hatte Glück gehabt.
Hier sitzt Walter in der Mitte zwischen den beiden Krankenschwestern.
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Bruno:
Bruno lernte auch bei Heinrich Kortüm und hatte zuerst ein Uhrmachergeschäft in Hagenow in der Langen Straße 70.
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Links: Lange Straße 74, 72 und 70 (v.l.n.r.). Rechts: Lange Straße 72 und 70 mit Balustraden. Da musste man wohl durch die Fenster klettern, um darauf zu kommen. (aus Kuno Karls: Bildband 3 Hagenow, S. 754)
Lange Straße 70 zurzeit als Bruno Schön dort ein Uhrengeschäft hatte.
Das Haus Lange Straße 74 war vor 1844 Gastwirtschaft, dann Bäckerei und Conditorei. Ab 1884 gehörte es einem Kaufmann und ab 1907 einem Schneidermeister. Haus Nr. 72 erwarb 1900 ein Kaufmann und betrieb darin ein Textilgeschäft. Haus Nr. 70 wurde von Uhrmacher Frido Krull und danach von Bruno Schön genutzt.
Bruno ist in Hagenow in Konkurs gegangen. Ob er seinen Vater Justus, der zuletzt in der Langen Straße 63 wohnte, noch in den letzten Jahren seines Lebens betreut hat, weiß ich nicht. Sein Bruder Walter hat damals eine Bürgschaft für ihn übernommen. Nach dem Konkurs soll er in der Gauleitung in Schwerin gearbeitet haben. Ob er in Hagenow weiter wohnte oder nach Schwerin zog, ist mir nicht bekannt. Nach 1945 ist er dann in Hamburg „abgetaucht“ und baute sich dort eine neue Existenz auf. Auch hier soll sein Bruder Walter ihm geholfen haben. In Hamburg wohnte die Familie in der Nähe der Hochallee/Rothenbaumchaussee (Jungfrauenthal 16).
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Bruno heiratete Else, geb. Stieger, aus Wittenburg am 18. März 1924 in Hagenow. Er hatte eine Tochter Gerda. Tochter Gerda soll den „Bananenkönig“ von Hamburg geheiratet haben. Ein Roby Kuhlow oder ein Fred Radack tauchen in meinen Recherchen auf.
Bruno hatte 1961 ein Geschäft in der Nähe der Rothenbaumchaussee (Eppendorfer Baum 18). Das weiß ich von meinem Vater, der ihn zusammen mit meiner Mutter im Frühjahr 1961, kurz vor dem Mauerbau dort besucht hat. Bruno muss auch der erste Anlaufpunkt für die Schwester meines Vaters Christa, die zu dieser Zeit in den Westen geflüchtet war, gewesen sein. Sie hatte keinen von dieser Flucht in Kenntnis gesetzt, vielleicht auch um die Familie vor Drangsalierungen durch die Staatssicherheit zu schützen. Mein Vater hatte diese Nachricht sehr beunruhigt. Meine Eltern haben dann auch keinen Kontakt zu Christa aufgenommen und hatten große Angst, dass die Rückkehr in die DDR ihnen verweigert würde oder Komplikationen entstehen könnten.
Ich kann mich an diese Reise erinnern. Es war eine sehr angespannte Zeit damals. Als 4-jähriges Kind habe ich das irgendwie am Verhalten der Erwachsenen gespürt. Meine Großmutter mütterlicher Seite hütete bei uns zu Hause ein und passte auf mich auf. Sie war sehr besorgt und hatte große Angst, dass etwas passierte und meine Eltern nicht zurückkommen könnten. Sie hörte immerzu Nachrichten und zum Glück hatte sie von Christa nicht gewusst, sonst hätte sie sich noch größere Sorgen gemacht.
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Elsa:
Elsa heiratete am 13. Juni 1925 in Hagenow Wilhelm Carl Johan Bauers, Kanzlist in Hagenow, gebürtig aus Bresegard bei Picher. Der Vater betrieb dort eine Büdnerei.
Sie hatten 2 Söhne, Kurt und Heinz. Kurt war Lehrer an der Berufsschule in Hagenow. Ich habe ihn noch kennen gelernt. Er war bei den Geburtstagen meines Vaters. Vor 2012 gab es einen Besuch bei meinen Eltern in Boltenhagen.
Meine Mutter Marga Schön, Lisa Adrian (älteste Tochter von Minna), Christa Arndt (Cousine meiner Mutter, geb. Dunkelgod), Inge (Lebenspartnerin von Kurt), Kurt Bauers (Sohn von Elsa) (v.l.n.r.)
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An einen Besuch bei der Familie Heinz Bauers kann ich mich auch noch erinnern. Es muss auch Anfang der 70ger Jahre gewesen sein. Sie haben in dem Gebäude einer Molkerei gewohnt. Heinz war Leiter der Molkerei in Sternberg.
Minna:
Minna heiratete nach Hamburg, den Malermeister Johann Jakob Karp. Wann die Hochzeit war, weiß ich nicht. Ich habe ein Hochzeitsbild gefunden. Kann es sein, dass Minna auf dem Hochzeitsfoto meiner Großeltern 1927 noch mit einem anderen Partner zusammen war (Brillenträger, weniger Haare)? Auf der Hochzeit war auch Besuch aus Hagenow. Rechts neben dem Brautpaar der Brautvater Justus aber nicht mit Marie, sondern mit Tante Alma. Dann wäre die Hochzeit erst nach 1933 gewesen, nachdem Marie gestorben war. Dafür würde auch das Alter von Ursula vorne ganz rechts sprechen. Sie könnte 10 oder 11 Jahre sein. Die Schöns aus der Bergstraße 7 waren auch bei dieser Hochzeit (rechts). Links daneben das könnten Bauers sein. Das zweie Paar von links könnte Bruno mit Else sein. Die Kinder unten sind Kurt, Dieter, Christa, Herta, Gerda und Ursula. Heinz war noch nicht geboren (v.l.n.r.).
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Hochzeit von Minna Schön und Johann Jakob Karp erst nach 1933?
Die Familie wohnte/wohnt in Wedel bei Hamburg. Sie hatten 4 Kinder (Lisa, Ilse, Anke und Peter). Tante Minna habe ich noch kennen gelernt. Meine Eltern besuchten sie mit meiner Frau und mir noch vor 1998 in Wedel. Da war sie schon in einem sehr schönen Seniorenheim. Mich hat diese Frau damals sehr beeindruckt. Sie ist 93 Jahre alt geworden, wenn meine Daten so stimmen.
Die Tochter Lisa Adrian hat meine Eltern in Boltenhagen mit ihrem Mann Günter besucht (Bilder weiter oben). Ich war damals nicht in Boltenhagen aber meine Frau kann sich gut erinnern. Auch ihr Sohn Halvor kam kurz zu Besuch.