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Die Schöns in Grevesmühlen
1926 eröffnete unser Großvater Walter Schön in Grevesmühlen ein Geschäft für Uhren, Schmuck und Geschenkartikel. Auch Brillen waren schon früh im Sortiment. Auf die Geschäftsentwicklung gehe auf einer gesonderten Seite ein.
Nach der Hochzeit am 28. Juni 1927 zog dann sicher auch unsere Großmutter Elisabeth nach Grevesmühlen. Ich glaube nicht, dass sie sich bewusst war, dass in dieser Stadt ein 6x Urgroßvater von ihr mit seiner Familie gelebt hatte. Es war Jochim Peter Pflughaupt (* abt 1640, † abt 1696), der in der Chronik von Grevesmühlen von Friedrich Belg belegt ist und Bürgermeister und Schmied war (siehe auch „Die Böttchers in Hagenow“).
Sie wohnten zuerst in der Bäckergasse, einer Gasse, die von der Wismarschen Straße abbog.
Auf diesem Foto sind sie mit Freunden zu sehen. Das Ehepaar rechts ist das Ehepaar Körner. Er war Bäcker in Grevesmühlen in der Bäckergasse. Das Ehepaar links ist mir nicht bekannt. Es könnten Kellings sein. Die 3 jungen Ehepaare wohnten in der Bäckergasse. Das erzählte mir unsere Großmutter. Die Aufnahme ist im Lustgarten am Schützenhaus entstandenen. In dem Biergarten wurde bis 1939 das Volksfest zum Schützenfest veranstaltet. Das Foto wurde Anfang der 30ger Jahre gemacht.
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Kinder von Walter Schön und Elisabeth Schön waren:
- Christa Schön (* 12 Jun 1928, † 19 Dec 2016 in Lübeck)
- Hans-Dieter Schön (* 9 May 1931, † 20 Sep 2022)
- Bärbel Schön (* 30 Jul 1940, † 4 Sep 2006)
Wie angesehen Walter in der Stadt war, lässt sich sehr schwer abschätzen. Es gibt eine Reihe von Fotos, die zeigen, dass er am Stadtleben sehr regen Anteil nahm und die Schöns bekannt in der Stadt waren.
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Er war im Fußballverein aktiv. Auf dem Plakat steht „Ich habe meinen Laden für 10 Minuten geschlossen“. Auf diesem Foto sind also noch andere Geschäftsleute aus Grevesmühlen abgebildet. Vielleicht ist es noch möglich die Personen zuzuordnen? Im Nachlass habe ich auch Fotos von anderen Fußballmannschaften gefunden. Sie sind in der Fotogalerie gespeichert.
Es gibt auch zwei Fotos, auf denen Walter als Schiedsrichter zu sehen ist. Auf der Rückseite eines der Fotos steht: „Max Freynhagen im Kampf um den Ball mit Günther Au. Rechts Walter Ginap. Vordergrund Schön (Walter) Schiedsrichter.“ Die Personen Günther Au und Walter Ginap sind mir vom Namen bekannt.
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Die Reihe stehend (v.l.n.r.): Willi Behkow (Kinobetreiber), Hans Kolz (Kaufmann), Karl Carsten (Sattler, Nachbar), N.N., Bubi Christoph (Kaufmann), Walter Ginap (Kaufman), Walter Schön (Uhren, Augenoptik) Otto Kolz (Kaufmann), Albert Bössow (Böttcher), Bruno Beckmann (Gastwirt), N. Hammerich (Kaufhaus Ramelow), Walter Kelling (Kaufmann – Rheinischer Obstvertrieb), Otto Drews (Buchbinder). Vorne knieend (v.l.n.r.): N. Nützmann (Eisenwaren bei Pelzer), N. Rachow (Schuster).
Da sind legendäre Namen aus Grevesmühlen zu lesen. Einigen von Ihnen bin ich in meiner frühen Kindheit noch begegnet. Der Kegelverein war auch in einem Carnevalsclub, damals mit dem Namen „Alle Neune“, organisiert. Es gab jedes Jahr zum Carneval Veranstaltungen und Kostümfeste. Auch davon sind Bilder in der Galerie. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten. Meine Eltern waren im Carnevalsverein der Kegler aktiv und ich habe als Jugendlicher in den Jahren 1975 und 1976 keinen Carneval ausgelassen. Ich glaube 1975 gab es gleich 3-mal Carneval in Grevesmühlen (Kegler, ADMV und GCC, der Verein hatte sich neu gegründet). Nach November 1976 hatte ich Grevesmühlen verlassen (Armee, Studium und berufliche Tätigkeit in der Nähe von Rostock). Von Gert Bentin gibt es ein Video zur Geschichte des Grevesmühlener Carnevals, das unter dem folgenden Link zu finden ist.
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Die Personen auf den beiden Gruppenfotos sind mir nicht bekannt. Vielleicht kann jemand weiterhelfen.
Im Gegensatz zum Carneval gab es das Schützenfest in Grevesmühlen zur DDR-Zeit nicht. Es fand von 1903 bis 1939 statt, wurde dann im Krieg verboten und fand erst 1990 nach der Wende wieder statt. (Video von Gert Bentin Schützenfest 1938 https://www.youtube.com/watch?v=XuuPqZLYbr8).
Von Walter gibt es ein Foto, auf dem er hoch zu Ross während des Schützenfestes 1936 zu sehen ist.
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Die Grevesmühlener Schützenzunft bestand aus 4 Korps: die Blauschärpen, die Jäger, die Alte Garde und die Graujoppen, die der Alten Garde untergeordnet waren. Den Zylinder, mit dem mein Großvater da grüßte, hat meine Großmutter lange aufbewahrt. Ich habe ihn beim „Schnüffeln“ einmal in einem alten Kleiderschrank gefunden.
Etwa zeitgleich müsste dieses Foto auch mit Freundinnen entstanden sein. (Christa stehend 3. von links) .
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Nach dem Abitur absolvierte sie eine Praktikumszeit in der Poliklinik Grevesmühlen. Vielleicht hat sie sich dort mit TBC angesteckt. Sie war dann in der TBC-Klinik in Schwerin Lankow. Sie arbeitete danach bis zum Studium unter anderem in der Markt Apotheke in Grevesmühlen.
Von September 1953 bis September 1957 studierte sie Pharmazie an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald. Nach dem Studium war sie von 1957-1958 in Ludwigslust (historische Apotheke) tätig und von 1958-1960 in Wismar in der Poliklinik-Apotheke.
1960 ist sie nach Hamburg über Westberlin in die Bundesrepublik geflüchtet. Diese Flucht war sehr rätselhaft. In einem Gespräch hat sie einmal angedeutet, dass sie in der letzten Zeit in Wismar vom Staatsschutz bespitzelt wurde. Gerüchte sagten ihr, dass sie kurz vor einer Verhaftung stand. Diese sollte in Verbindung mit ihren alten Verbindungen zur studentischen Opposition in Greifswald stehen. Somit beschloss sie das Land zu verlassen. Viel hat sie darüber nie gesagt.
Sie unterrichtete weder ihre Familie noch Freunde von diesem Schritt. Geholfen sollen wieder die Verwandten in Wutzetz haben. Ich habe an anderer Stelle schon geschrieben, dass ich bisher noch keine familiäre Verbindung zu ihnen gefunden habe, obwohl ich dort eine vermute.
Auf dem linken Bild: Onkel Paul und Onkel Otto. Sie hießen mit Nachnamen Schmidt und waren wahrscheinlich Brüder. Sie hatten mit Pferdezucht zu tun und züchteten edle Tiere. Auf dem rechten Foto Tante Hertha, von der ich weiß, dass sie eine geboren Driesel ist, und Onkel Paul als Silberpaar. Die beiden waren auch zur Silberhochzeit meiner Großeltern am 28. Juni 1952.
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Das Gruppenbild zur Silberhochzeit zeigt Christa, die auf dieser Hochzeit war, in der Mitte des Bildes neben dem großen Mann (rechtes Foto). Daneben eine Portraitaufnahme von ihr im Jahr 1952.
In Hamburg hatte Christa ihre erste Wohnung in der Hoheluftchaussee 141 und arbeitete in einer Apotheke am Rand von Hamburg (Lurup, Altona). Die Apotheke hieß damals Apotheke beim alten Schützenhof. Ihr erster Anlaufpunkt in Hamburg muss ihr Onkel Bruno Schön gewesen sein. Ich habe einen Brief vom 28.06.1960 von Paula Faust, einer Cousine meiner Großmutter, an sie gefunden, in der Paula andeutet, dass sie versucht Christa in Hamburg ausfindig zu machen. In dieser Zeit waren auch meine Eltern in Hamburg (nachzulesen in „Die Schöns in Hagenow“, Kapitel Bruno Schön) zu Besuch bei Verwandten. Danach erkrankte Paula und musste sich im März 1961 einer schweren Operation unterziehen. Zu einem ersten Kontakt zwischen Paula und Christa kam es dann am 12. Juni 1961 zu ihrem Geburtstag. In den Briefen kommt zum Ausdruck wie angespannt die Lage zwischen Christa und ihrer Mutter war. Sie war also nicht nur aus politischen, sondern auch aus familiären Gründen in den Westen gegangen. Paula vermittelte und die Beziehung normalisierte sich dann wieder.
Von 1965 bis 1966 erkrankte Christa schwer. Ich fand Briefe von ihr aus der Reha-Klinik in Cuxhaven an meine Großmutter. Es ging ihr davor sehr schlecht.
Ab 1967 arbeitete Christa bei den Asta Werken in Bielefeld. Sie zog in die Lomerstraße in Wandsbek. Sie war beruflich sehr erfolgreich. Hatte später eine Zweitwohnung in Konstanz und arbeitete für ein Pharmaunternehmen dort. Ihr Verantwortungsbereich war die Zulassung von entwickelten Medikamenten und die Korrespondenz mit den entsprechenden staatlichen Behörden.
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Bärbel:
Bärbel wurde am 30. Juli 1940 geboren. Nun waren sie zu dritt mit einer kleinen Schwester.

Diese Aufnahme der Geschwister ist von 1941.