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Inhalt:

Die Herren von Mecklenburg

Weiter oben haben wir erwähnt, dass das nakonidische Obodritenreich nach 1140 zerfiel. Der deutsche König und Kaiser Lothar von Supplinburg unternahm 1129 nach dem Tod des obodritischen Samtherrschers Heinrich von Alt-Lübeck noch einmal den Versuch, das Obodritenreich unter einer einheitlichen Herrschaft zusammenzufassen. Zu diesem Zweck belehnte er jedoch nicht Heinrichs Neffen Pribislaw mit dem Obodritenreich, sondern setzte stattdessen seinen Schützling Knud Lavard (Angehöriger des dänischen Königshauses und ein 4xUrenkel des nakonidischen Fürsten Mistiwoj) ab 1129 als obodritischen Samtherrscher ein. Knud verfügte aufgrund seiner Verwandtschaft mit Heinrich zwar über eine erbrechtliche Legitimation, musste sich aber seinen Herrschaftsanspruch mit militärischen Mitteln gegen Niklot und Pribislaw erkämpfen. Ob Niklot und Pribislaw gemeinsam gegen Knud kämpften, bleibt unklar. Beide gerieten schließlich in Gefangenschaft und gelangten erst wieder in Freiheit, nachdem sie die Herrschaft Knud Lavards als Samtherrscher der Obodriten anerkannt hatten. Dabei schien Knud Lavard wie sein Vorgänger Heinrich nur Wagrien und Polabien unmittelbar verwaltet zu haben. Dementsprechend hätte Niklot dann die östlichen Teilstammesgebiete allein regiert und dem Samtherrscher Knud Lavard Tribut gezahlt. Nach der Ermordung Knud Lavards 1131 schien sich Lothar von Supplinburg mit Niklot und Pribislaw als tributpflichtige Vasallen und Herrschern über die obodritischen Teilstämme abgefunden zu haben.

Nachdem also Kanut, mit dem Beinamen Laward, der König der Obotriten, gestorben war, traten an dessen Stelle Pribizlaw und Niclot. Sie theilten sich in die Herrschaft, so daß der eine das Land der Wagiren und Polaben, der andere das der Obotriten regierte. Dies waren zwei wilde Bestien, welche die Christen auf das wüthendste verfolgten.“ (Helmolds Chronik der Slawen, I, Kap. 52).

Mit dem Tod Lothar von Supplinburgs 1137 entglitt Niklot der deutschen Tributherrschaft. Auch Pribislaw versuchte die Machtkämpfe zwischen Staufern und Welfen um die Herzogswürde in Sachsen zu nutzen, um sich von der Tributherrschaft zu befreien. Dazu überfiel er 1137 die Siegesburg bei Bad Segeberg, vermochte diese aber nicht einzunehmen. Nach einer verheerenden Niederlage im Winterfeldzug 1138/39 gegen den sächsischen Grafen Heinrich von Badewide begann sich Pribislaws Herrschaftsgebiet aufzulösen. Während er fortan politisch keine Rolle mehr spielte, regierte Niklot im Obodritenland wie ein König.

Nachdem die Welfen ihre Machtposition in Sachsen wieder festigen konnten, belehnte der 1142 gerade zum sächsischen Herzog ernannte Heinrich der Löwe Adolf II. von Schauenburg mit Segeberg und ganz Wagrien sowie Heinrich von Badewide mit Ratzeburg und dem Land der Polaben. (Helmolds Chronik der Slawen, I, Kap. 56). Pribislaws Stellung nach 1142 bleibt im Dunkeln. Nur zum Jahre 1156 erscheint er noch einmal bei Helmold in der Slawenchronik. Als offenbar machtloser, wenn auch wohlhabender Mann Lübecks nahm er an einem Gottesdienst im wagrischen Oldenburg teil und hielt eine Ansprache auf dem Markte zu Lubeke. Das bei Helmhold benannte Kapitel „Die Belehrung des Pribizlaw“ zeigt ihn als Verkörperung von Rückzug und Untergang des Slawentums. Mich erinnern seine Worte an Worte großer weiser Stammeshäuptlinge der indianischen Bevölkerung Nordamerikas nach der Niederschlagung ihres Widerstandes gegen die Kolonisation durch weiße Siedler.

Niklot

Im Osten im eigentlichen Obodritien erkannte der Fürst Niklot die Oberhoheit Heinrich des Löwen zunächst an. Die Herkunft Niklots ist unbekannt. Der Slawenchronik des Helmold von Bosau lässt sich allenfalls entnehmen, dass Niklot einem neuen Fürstengeschlecht eines obodritischen Teilstammes angehörte. Obwohl er nicht den Nakoniden angehörte, blieb seine Herrschaft über den Teilstamm der Obodriten unangefochten. Das deutet auf eine starke erbrechtliche Legitimation hin. Helmold bezeichnet ihn dann zum Jahr 1129 auch als Großen des Obodritenlandes. Demgegenüber scheint er über die Teilstämme der Kessiner und Zirzipanen keine angestammten Herrschaftsrechte innegehabt zu haben, lehnten sich diese doch 1150 gegen Niklots Herrschaft auf. Ebenso unwahrscheinlich ist eine Herkunft Niklots aus Polabien oder Wagrien, da Niklot auf diese Teilstammesgebiete zu keinem Zeitpunkt Anspruch erhob. Im Gegensatz zu den letzten nakonidischen Fürsten (Gottschalk – Heinrich – Pribislaw), die selbst den christlichen Glauben annahmen und versuchten die Christianisierung gegen den Willen des Volkes im Lande durchzusetzen, blieb Niklot zeit seines Lebens bekennder Heide. Die Sympatie des Volkes zur antichristlichen Haltung ging dabei von Kruto auf ihn über. Während die letzten Nakoniden sich in Alt-Lübeck ein neues Machtzentrum aufbauten, konnte Niklot seine Macht auf der Mecklenburg errichten.

„Als der letzte große Nakonide, Gottschalks Sohn Heinrich, kurz vor 1093 von seiner Wahlheimat Dänemark aus auf sein väterliches Erbe pochte, binnen kurzem den wagrischen Samtherrscher Kruto beseitigte und die volle Unterstützung durch Sachsenherzog Magnus gewann, wählte der slawische Adel aus Furcht vor einer neuerlichen Christianisierungswelle an seiner Statt einen, der stets den Christen Feind gewesen war. Ein Erbe Krutos hätte dieser Wahl kaum bedurft, und ein starkes polabisches Fürstengeschlecht tritt um diese Zeit – wenn überhaupt – nicht in Erscheinung, so daß der Vermutung einiges Gewicht zukommt, es sei der Regent des unter Kruto etablierten Mecklenburger Teilfürstentums gewesen. Diesen Beschluß gegen Heinrich muß man sich als das Ergebnis einer Versammlung der Teilfürsten und ihrer Berater vorstellen, zu denen zweifellos die führenden heidnischen Priester gehörten. Ihre einstimmige Entscheidung wird vor allem davon abhängig gewesen sein, daß Heinrich seine Absicht, das Land dem Christentum zu öffnen, als Programm verkündet hatte. Christianisierung, so fürchtete man, würde die Besiedlung aus deutschstämmigen Gebieten und die Veränderung der bestehenden Machtverhältnisse nach sich ziehen. Deshalb also wurde ein ganz entschiedener Feind der Christen zum Gegenfürsten gewählt, dessen Charakteristik mit der später von Niklot gegebenen auffällig übereinstimmt.“ (Nils Rühberg: Niklot und der obodritische Unabhängigkeitskampf gegen das sächsische Herzogtum)1), siehe auch Seite „Niklots Unabhängigkeitskampf“.

Niklot gilt als Stammvater der Herzöge und Großherzöge von Mecklenburg. Er hatte einen Bruder Lubemar sowie drei Söhne Prislav, Wertislaw und Pribislaw, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Teilstammesfürsten der Wagrier und Polaben, Pribislaw von Alt-Lübeck.

Niklot und Adolf II. verband ab 1143 ein Freundschafts- und Beistandspakt. Am Vorabend des Wendenkreuzzuges von 1147 bemühte sich Niklot unter Berufung auf dieses Bündnis bei Graf Adolf II. um die Vermittlung von Friedensverhandlungen mit dem sächsischen Fürsten Heinrich dem Löwen, die der Graf auch aus Bündnispflicht gegenüber dem letzteren ablehnen musste. Als Folge kam es zu dem Überfall auf Lübeck 1147 und die Verwüstung Wagriens durch Niklot. Seine Absicht hierbei war, durch offensives Handeln die feindlichen Truppen aus dem eigenen Land fernzuhalten und das Gebiet seiner Gegner zum Kriegsschauplatz zu machen. Beim darauffolgenden, geplanten Kreuzzug zogen sich die Obodriten auf die strategisch günstig gelegene Burg Dobin am Schweriner See zurück und nach dreimonatiger erfolgloser Belagerung ließ Herzog Heinrich den Grafen Adolf II. Verhandlungen mit den belagerten Obodriten aufnehmen. Heinrich, der sich eines angestammten Anspruches auf die alleinige Oberherrschaft über die Obodriten berühmte, hatte kein Interesse an einer Erstürmung der Burg. Die gewaltsame Einnahme der Festung hätte zum Tod der obodritischen Eliten und damit zur vollständigen Beseitigung der Ordnungsgewalt führen können und damit ein Machtvakuum geschaffen, das sich zu diesem Zeitpunkt zu Ungunsten des noch nicht so starken Herzogs auswirken hätte können, da auch andere weltliche und kirchliche Würdenträger des Kreuzzugheeres Ansprüche auf eine Herrschaft über die Obodriten erhoben. Niklots Gegenleistung für den Abzug der Sachsen war, zukünftig die Oberherrschaft Heinrich des Löwen anzuerkennen, Gefangene freizulassen und in eine Massentaufe einzuwilligen, die zur Entbindung der Kreuzfahrer von ihrem Gelübde „Taufe oder Tod“ diente.

Für eine massive Christianisierung und Besitznahme fehlten zu dieser Zeit noch die nötigen Mittel. Zwar gründete der zielstrebige Erzbischof Hartwig von Bremen die Slawenbistümer Oldenburg und Mecklenburg formell neu, ernannte die Bischöfe selbst (Investitur), hatte aber keine wirtschaftliche Grundlage für diese Bistümer. Herzog Heinrich verfügte über die Macht, um die neugeschaffenen Bistümer auf eine reale wirtschaftliche Basis zu stellen, verlangte dafür aber ihre innere Organisation zu bestimmen. Dazu gehörte auch das Recht der Investitur der Bischöfe. Im Jahre 1154 wurde ihm dieses Recht durch seinen Vetter König Friedrich Barbarossa auf dem Reichstag zu Goslar übertragen. Den Bischof des dritten neu gegründeten Slawenbistums Ratzeburg Evermond setzte er dann im gleichen Jahr persönlich ein. Mit der Ausdehnung des Ratzeburger Sprengels (Einflussbereich des Bischofs) in den Herrschaftsbereich Niklots hinein, musste auch der Slawenfürst in die Verhandlungen einbezogen werden. Auf dem dafür angesetzten Landtag in Artlenburg an der Elbe (bei Lauenburg) wurde Niklot noch einmal aufgefordert sich entsprechend der Taufe von 1147 zum Christentum zu bekennen. Seine Antwort wird bei Helmold so formuliert: „Der Gott im Himmel möge dein Gott sein, du selbst sei unser Gott, das genügt uns. Verehre du ihn, wir werden dich verehren!“ (Helmolds Chronik der Slawen, I, Kap. 83). Trotz der Huldigung des Herzogs war dies eine unverhohlene Gotteslästerung, die bewies, dass Niklot und die Obodriten freiwillig nicht nachgeben würden.

Mit der Einhaltung seiner Vasallenpflichten bewahrte Niklot die politische Eigenständigkeit des Obodritenlandes. Erst Niklots offene Auflehnung gegen das Verbot zur Fortsetzung des Seekrieges gegen die Dänen führte 1160 zu einer Strafexpedition Heinrich des Löwen und zu Niklots Tod bei einem Gemetzel bei Werle. Zur Sicherung seiner Herrschaft im Obodritenland richtete Herzog Heinrich nun in Mecklenburg, Ilow, Schwerin, Quetzin und Malchow sächsische Stützpunkte ein und befahl den Wiederaufbau der slawischen Burg Schwerin. In Schwerin siedelte er die Grafenfamilie Gunzlin an, die dort bis 1357 herrschte. Danach ging die Grafschaft auf Albert II. Herzog von Mecklenburg über. Die Gunzlins stellten auch Schweriner Bischöfe. Der Versuch einer Ansiedlung flämischer Kolonisten um Mecklenburg endete 1164 mit dem Tod der Siedler und dem Verlust der Burg an Niklots Sohn Pribislaw. Die erfolgreiche Ostpolitik Heinrichs des Löwen brachte zahlreiche Neider unter den sächsischen Adligen hervor, die in einem Bündnis einen gemeinsamen Krieg gegen ihn planten, der 1166 während eines Italienfeldzuges des Kaisers offen ausbrach. Heinrich hatte nur wenige Verbündete, der bedeutendste war der Obodritenfürst Pribislaw, den er mit dem Obodritenland mit Ausnahme von Schwerin belehnte. Außerdem verheiratete Heinrich seine illegitime Tochter Mathilde mit Borwin, dem ältesten Sohn Pribislaws. Zwischen 1168 und 1170 schlichtete Barbarossa den Konflikt. Das Ende des sächsischen Krieges im Sommer 1170 konnte erst durch die Intervention des Kaisers besiegelt werden. Durch Unterstützung des Kaisers gelang es Heinrich, seine herausragende Stellung und Herrschaft uneingeschränkt zu bewahren und auszubauen, bis er die Gunst des Kaisers verlor und das Bündnis gegen ihn ab dem Jahre 1177 den Herzog stürzte, der darauf 1182 ins Exil nach Südengland ging, aus dem er erst Jahre später zurückkehren konnte.

Ich habe diese Abschnitte etwas umfangreicher gestaltet, weil ich der Meinung bin, dass die Zeit nach 1140 bis 1170 sehr entscheidend für die weitere Entwicklung unseres Landes war. Positiv ist, dass es hier auch eine sehr gute Quelle mit Helmolds Slawenchronik gibt. In der ganzen Geschichte kommt zum Ausdruck, dass Heinrich der Löwe sehr prägend für diese Zeit und unser Land war. Zu den slawischen Fürsten schien er ein besonderes Verhältnis gehabt zu haben. Es scheint, als wäre da auch eine gewisse Achtung der Gegner vorhanden gewesen.

Ostsiedelung

Erste Siedler kamen schon vor 1140, wurden aber durch die zahlreichen Kriege wahrscheinlich wieder vertrieben oder getötet. Die Ostsiedelung ist sicher unterschiedlich in dem westlichen Landesteil (Wagrien, Polabien) und dem östlichen Teil (Obodritien) abgelaufen. Schon allein zeitlich, im Westen begann die Siedlung nachweislich ab 1143 mit dem Aufruf Adolf II. von Schauenburg. Es kamen Holsten, Westfalen, Holländer und Friesen nach Wagrien, die Küstengegenden blieben den Slawen. 1147 vor dem Slawenfeldzug verwüstete Niklot bei dem Überfall auf Lübeck zwar einen Teil der Siedlungen, die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten. In den westlichen Landesteilen fanden die Siedler eine Herrschaftsstruktur, die fest in den Händen der Sachsen lag, während im östlichen Landesteil Niklot einer Ostsiedlung feindlich gegenüberstand. Erst sein Sohn Pribislaw, der nach 1167 nach schweren Kämpfen um die Wiedererlangung der Macht im Obodritenland die Lehnsherrschaft über dieses Land von Heinrich dem Löwen verliehen bekam, öffnete sich nach Westen.

Phasen der deutschen Ostsiedlung nach Walter Kuhn

Ab 1200 kamen deutsche Siedler aus Westfalen, Niedersachsen, Friesland und Holstein, aber auch Siedler aus Holland und Flandern, ins Land. Dienstleute im Hof- und Verwaltungsdienst, erhielten seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Landgüter zum Lehen mit dem Auftrag, Mecklenburg zu kolonisieren und nach ihren Erfahrungen umzugestalten. Die Bauern erhielten steuerfreie Hufen als Lehnsgut und siedelten von West nach Ost vor allem im Bereich der schweren Böden, die bisher außer inselartigen Wendensiedlungen kaum oder gänzlich unbesiedelt waren. Die Siedler rodeten die dichten Buchenwälder der schweren Endmoränenböden. Auf diese Rodungen deuten Ortsnamen mit der Endung „-hagen“ hin.

Die Siedler verfügten über neue Technologien wie den eisernen Pflug und die Dreifelderwirtschaft, die eine wesentlich höhere Effektivität der Landwirtschaft zuließen. Für die Festlegung der Hofgrößen brachten die Siedler ihre Hufenverfassung mit. Die Hufe kann hier nicht als Flächenmaß gesehen werden, denn sie ist nicht nur von der Fläche abhängig, sondern auch von der Bodenbeschaffenheit, dem Ertrag, den der Boden bringt. Hufe auf sandigen Böden sind damit größer als Hufe auf schweren, fruchtbaren Böden. Das Wort Hufe bezeichnet somit ein Land, welches bestellt werden kann und der Arbeitskraft und dem Bedarf einer Familie entspricht. Da der Ackerbau bei den slawischen Bauern weniger weit entwickelt war, wurde für sie ein anderes Hufen Maß angesetzt, die wendische Hufe die sogenannte „Hakenhufe“. Der Name Haken könnte dabei auf die Bearbeitung des Landes mit einem hölzernen Pflug (Haken) hinweisen.

Die Dörfer wurden großflächig und planmäßig angelegt: Angerdörfer mit einem breiten Raum zwischen Häuserzeilen, meistens länglichem oder rechteckigem Anger und Gewannfluren. Auf diese Siedlungen weisen heute Ortsnamenendungen auf -dorf, -feld, -heide, -hof, -krug, -wald(e), -mühlen, -berg, -burg, -kirchen, -ade bzw. -rode hin. Slawischen Bevölkerungsteile wurden dabei wahrscheinlich in die Besiedlung mit einbezogen. Häufig lagen die neuen Siedlungen neben den alten slawischen Siedlungen. Hierauf deuten noch heute Namen wie Groß- und Klein-, Deutsch- und Wendisch- oder Alt- und Neu- hin.

Eine sehr interessante und detaillierte Beschreibung zur slawischen Bevölkerung nach der Besiedelung findet sich bei Hans Witte: Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg von 19052). Neben der Urgermanentheorie (Fabricius3)) und der Ausrottungstheorie scheint die Germanisierungstheorie für den Verbleib der Slawen nach der Kolonisierung am sinnvollsten. Zwar waren während der Kriege in den 60ger Jahren viele Slawen umgekommen und große Landstriche wüst, aber es ist nicht davon auszugehen, dass die Überbliebenden vertrieben und vernichtet wurden. Witte recherchiert in den Abgaberegistern, den Ortsnamen und den Familiennamen nach Überbleibsel der slawischen Bevölkerung. Eine Ursache für den schnellen ethnischen Wechsel zwischen Slawentum und Deutschtum könnte nach meiner Meinung auch sein, dass die Völker sich ethnisch nicht so stark unterschieden, das am meisten trennende war die unterschiedliche Religion. Wenn man vergleichend die Niederwerfung der heidnischen Sachsen um 800 durch Karl den Großen und die Einverleibung in das Ostfrankenreich betrachtet, so haben sich die Sachsen auch sehr schnell an die neuen Bedingungen angepasst, stellten sie doch schon 100 Jahre nach der Übernahme mit dem ersten Liudolfinger (Ottonen) Heinrich I. ab 912 den ersten Herzog von Sachsen und später den ersten ostfränkischen König.

Auch die slawischen Fürsten konnten sich sehr schnell in die deutsche Herrschaftsstruktur integrieren, was ihre Ahnenliste beweist.

Die Herren von Niklot bis Johann I.

  1. Niklot († 1160), Fürst der Obodriten (1129-1160)
    1. Pribislaw († 1178), Fürst der Obodriten (1167-1178)

Von 1178 war Nikolaus, Sohn des Obodritenfürsten Wertislaw, Bruder des Niklot, Fürst von Mecklenburg. 1183–1185 führte er Krieg gegen seinen Vetter Heinrich Borwin I. Dieser Familienkrieg verschaffte dem dänischen König Knut VI. die Möglichkeit, seine Position an der Ostsee auszubauen. So musste sich Nikolaus und sein Vetter den Dänen 1185 als Vasall unterwerfen. Er bekam aber die Herrschaft Rostock als Lehen. Im Krieg gegen Adolf III. von Schauenburg und Holstein im Bündnis mit den Dänen fiel er kinderlos am 25. Mai 1200 (oder 1201) in der Schlacht bei Waschow, die den Fürsten von Mecklenburg das Gebiet des jetzigen südwestlichen Mecklenburgs sicherte.

  1. Heinrich Borwin I. Herr zu Mecklenburg (1178-1219) ⚭ Mathilde, Tochter Heinrich des Löwen
    1. Nikolaus II. († 1225) Herr von Gadebusch (1217-1225)
    2. Heinrich Borwin II. (* 1170; † 1226) Herr zu Mecklenburg (1219-1226)
      1. Johann I. (* 1211; † 1264) Herr zu Mecklenburg (1234-1264) ⚭ Luitgart von Henneberg → Nachkommen siehe unten, Linie Mecklenburg
      2. Nikolaus I. Herr zu Werle (1234-1277) ⚭ Jutta von Anhalt; → Nachkommen siehe unten, Linie Werle
      3. Heinrich Borwin III. (* um 1220; † 1278) Herr zu Rostock (1226/36-1278) ⚭ Sophie von Schweden († 1241) – Linie Rostock
        1. Johann († vor 27. Okt. 1266)
        2. Waldemar (* vor 1241; † 1282) Herr zu Rostock (1278-1282) ⚭ Agnes von Holstein-Kiel
          1. (Heinrich) Borwin († vor 1285)
          2. Johann († vor 1285)
          3. Nikolaus (* vor 1262; † 1314) Herr zu Rostock (1282-1312) ⚭ Margarete von Pommern-Wolgast; → Linie Rostock ausgestorben
            1. Elisabeth ⚭ Christian von Delmenhorst
          4. Heinrich († jung)
          5. Erich († jung)
        3. Pribislaw I. (* 1224; † 1275) Herr zu Parchim-Richenberg (1238-1256)Linie Parchim
          1. Pribislaw II. (* 1270; † 1316) Herr von Białogard → Linie Parchim ausgestorben
          2. NNw (* 1270 belegt)
        4. Margarete († nach 1267) ⚭ Gunzelin III. (Schwerin)
        5. Mechtild († nach 1270) ⚭ Sambor II., Herzog von Pommerellen

Nachdem es Pribislaw gelungen war, bis auf die Grafschaft Schwerin alle mecklenburgischen Lande unter sich zu vereinen, kam es nach dem Tod Heinrich Borwins II. († 1226) im Jahre 1234 zur Ersten mecklenburgischen Hauptlandesteilung. Es entstanden die Herrschaften (Fürstentümer) Mecklenburg, Werle, Parchim-Richenberg und Rostock.

Auswirkungen der ersten mecklenburgischen Hauptlandesteilung

Die Linien Rostock und Parchim erloschen. Parchim wurde unter der Herrschaft Schwerin, Werle und Mecklenburg aufgeteilt. Rostock ging an Mecklenburg.

Linie Mecklenburg von Johann I. bis Magnus II.

  1. Johann I. (* 1211; † 1264) Herr zu Mecklenburg (1234-1264) ⚭ Luitgart von Henneberg → Vorfahren siehe oben
    1. Heinrich I. (* um 1230; † 1302) Herr zu Mecklenburg (1264-1275) ⚭ Anastasia von Pommern (* um 1245; † 1317). Bis 1265 regierte er zusammen mit seinem Bruder Albrecht I., 1271 auf einer Pilgerfahrt ins Heilige Land wurde er verschleppt und blieb 27 Jahre in arabischer Gefangenschaft. Während dieser Zeit wurde die Herrschaft von seinen Brüdern Nikolaus III. (bis 1290) und Johann II. (bis 1283) in Regentschaft regiert, bis Heinrich II. die Macht übernahm. 1298 kehrte Heinrich I. nach Mecklenburg zurück.
      1. Heinrich II. (* 1266; † 1329) Herr zu Mecklenburg (1287-1329) ⚭ I) Beatrix von Brandenburg († 1314), ⚭ II) Anna von Sachsen-Wittenberg († 1327). Durch die Heirat mit Beatrix erhielt Heinrich II. nach ihrem Tod 1317 die Herrschaft Stargard als brandenburgisches Lehen.
        1. I) Mechthild (* 1293; † 1357) ⚭ Otto III. (Braunschweig-Lüneburg)
        2. II) Heinrich (* 1316; † 1321)
        3. II) Anastasia (* 1317; † 1321)
        4. II) Albrecht II. (* 1318; † 1379) Herr zu Mecklenburg (1329-1348), Herzog zu Mecklenburg (1348-1379) ⚭ I) Euphemia von Schweden, ⚭ II) Adelheid von Hohnstein. Im Jahre 1358 erwarb Albrecht II. die Grafschaft Schwerin und die Herzöge von Mecklenburg verlagerten ihre Residenz von der Mecklenburg bei Wismar auf die im Landesinneren liegende Schweriner Burginsel, auf der später durch Umbauten das Schweriner Schloss entstand.
          1. Heinrich III. (* 1337; † 1383) Herzog zu Mecklenburg (1379-1383) ⚭ Ingeburg von Dänemark
            1. Albrecht IV. (* 1363; † 1388) ⚭ Elisabeth von Holstein. Er war zuerst Mitregent von seinem Onkel Magnus I. (1383-1384) und dann von seinem Cousin Johann IV. (1384-1388).
          2. Albrecht III. (* 1338; † 1412) König von Schweden (1364-1389), Herzog zu Mecklenburg (1384-1412) ⚭ I) Richaris von Schwerin ⚭ II) Agnes von Braunschweig. Nach seinem Scheitern als schwedischer König war er von 1384-1412 amtierender Herzog von Mecklenburg. Er regierte mit seinem Neffen Johann IV. bis 1395 gemeinsam.
            1. I) Erich (* 1359; † 1397)
            2. II) Albrecht V. (* 1397; † 1423) Herzog zu Mecklenburg (1412-1423). Am 13. Februar 1419 gründete er zusammen mit Johann IV. und dem Rat der Hansestadt Rostock die Universität Rostock als erste Universität in Norddeutschland und dem gesamten Ostseeraum.
          3. Magnus I. (* um 1345; † 1384) Herzog zu Mecklenburg (1383-1384) ⚭ Elisabeth von Pommern-Wolgast
            1. Johann IV. (* vor 1370; † 1422) Herzog zu Mecklenburg (1384-1422) ⚭ Katharina von Sachsen-Lauenburg. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1384 stand er zunächst unter Vormundschaft seines Cousins Albrecht IV. (1384-1388) und seines Onkels Albrecht III., infolge dessen Gefangenschaft in Schweden übernahmen aus der Linie Mecklenburg-Stargard Johann I. und dessen Sohn Johann II. zusammen mit Vertretern der mecklenburgischen Ritterschaft die Vormundschaftsgeschäfte. Ab dem Jahr 1396 regierte Johann mit Albrecht III. bzw. Albrecht V., gemeinsam das Land.
              1. Heinrich IV. (* 1417; † 1477) Herzog zu Mecklenburg (1422-1477) ⚭ Dorothea von Brandenburg (* 1420; † 1491). Mitregenten waren Johann V., Albrecht VI. und Balthasar.
                1. Albrecht VI. (* 1438; † 1483) ⚭ Katharina von Lindau-Ruppin († 1485)
                2. Johann VI. (* 1439; † 1474)
                3. Magnus II. (* 1441; † 1503) Herzog zu Mecklenburg (1477-1503) ⚭ Sophie von Pommern (* 1460; † 1504) → Nachkommen siehe unten, Linie Mecklenburg
                4. Katharina (* 1442; † 1451/52)
                5. Anna (* 1447; † 1464)
                6. Elisabeth (* 1449; † 1506), Äbtissin von Ribnitz
                7. Balthasar (* 1451; † 1507) ⚭ Margarete von Pommern
              2. Johann V. (* 1418; † 1442) ⚭ Anna von Pommern-Stettin († nach 1447)
            2. Euphemia († 1417) ⚭ Balthasar (Werle) (* um 1375; † 1421)
          4. Ingeborg (* um 1340; † 1395) ⚭ I) Ludwig VI. (Bayern), ⚭ II) Heinrich II. (Holstein-Rendsburg)
          5. Anna († 1415) ⚭ Adolf IX.
        5. II) Agnes (* 1320; † 1340) ⚭ Nikolaus III. (Werle)
        6. II) Johann I. (Mecklenburg-Stargard) († 1392) → Nachkommen siehe unten, Linie Mecklenburg-Stargard
        7. II) Beatrix (* 1324; † 1399) Äbtissin im Kloster Ribnitz
      2. Johann III. (* 1270; † 1289) ⚭ Helena von Rügen († 1315)
      3. Luitgard († 1283)
    2. Albrecht I. ⚭ NNw, Tochter des Nikolaus I. (Werle)
    3. Hermann Domherr zu Schwerin
    4. Elisabeth ⚭ Gerhard I. (Holstein-Itzehoe)
    5. Nikolaus III. Domherr in Lübeck
    6. Poppo
    7. Johann II. (* um 1250; † 1299)
      1. Lütgard († nach 1353)
      2. Johann († jung)
      3. Elisabeth 1352 Äbtissin von Rehna

Diese Herrschaftsperiode war geprägt durch viele Unregelmäßigkeiten. So gab es zum einen die erfolglose schwedische Königszeit Albrechts III. und die häufigen Regentschaften durch den frühen Tod einiger Erbträger. Es kam zu zahlreichen Mitregentschaften. Als Albrecht III. 1395 nach seiner Gefangenschaft nach Mecklenburg zurückkehrte, sah er sich mit den Folgen seines gescheiterten schwedischen Königtums konfrontiert. So verlor er die Insel Gotland und damit auch die noch von Niklot vererbte Vormachtstellung im Ostsee-Raum. Da die mecklenburgischen Herzöge ferner nicht mehr die Mitglieder des mecklenburgischen Niederadels für den Krieg um die skandinavischen Königskronen in Sold nahmen, sahen sich weite Teile der mecklenburgischen Ritterschaft nach anderen Erwerbsquellen um und verfielen häufig auf Fehde und Straßenraub. Sie besaßen zudem zahlreiche Vogteien des Landes als Pfand. Auch die folgenden Herzöge konnten dieser Entwicklung wenig entgegensetzen. Der Landadel verselbständigte sich zusehens. Damit war auch eine zunehmende Willkür gegenüber der Bauernschaft verbunden, die im 17. Jh. zur Einführung der verschärften Form der Leibeigenschaft führte.

Linie Werle von Nikolaus I. bis Wilhelm
  1. Nikolaus I. Herr zu Werle (1234-1277) ⚭ Jutta von Anhalt → Vorfahren siehe oben
    1. NNw, ⚭ Konrad I. von Gützkow
    2. NNw, ⚭ Albrecht I. (Mecklenburg)
    3. Bernhard I. (* um 1245; † um 1286), regierte kurzzeitig mit seinen Brüdern Heinrich I. und Johann I. zusammen. Nach der Teilung übernahm er den Teil Prisannewitz.
    4. Hedwig († 1287) ⚭ Johann II. (Brandenburg)
    5. Heinrich I. Herr zu Werle-Güstrow (1277-1291) ⚭ I) Rixa Birgersdotter, ⚭ II) Mechthild von Braunschweig-Lüneburg. Im Jahr 1291 wurde er von seinen Söhnen bei der Jagd erschlagen. Diese sahen nach der Wiederheirat des Vaters ihr Erbe bedroht. Nach seinem Tod wurden seine Söhne von Heinrichs Neffen Nikolaus II. entmachtet und verfolgt. Dieser übernahm die Regierung der Teilherrschaft und vereinigte damit die Herrschaft Werle kurzzeitig.
      1. Nikolaus († um 1299)
      2. Heinrich II. († nach 1308) Herr von Penzlin
      3. Rixa († 1316) ⚭ Albrecht II. (Braunschweig-Wolfenbüttel-Göttingen)
    6. Johann I. Herr zu Werle-Parchim (1277-1283) ⚭ Sophia von Lindow-Ruppin
      1. Nikolaus II. (* vor 1275; † 1316) Herr zu Werle-Parchim (1283-1316) ⚭ I) Richsa von Dänemark († 1308), ⚭ II) Mechthild von Braunschweig-Lüneburg. Nach seinem Tod spaltete sich das Fürstentum wieder in zwei Linien auf. Während sein Sohn Johann III. das Fürstentum Werle-Goldberg bekam, erhielt sein Bruder Johann II. das Fürstentum Werle-Güstrow.
        1. I) Johann III. (* um 1300; † 1345) Herr zu Werle-Goldberg (1316-1350) ⚭ I) Mechthild von Pommern († um 1332), ⚭ II) Richardis
          1. I) Johann zu Werle-Goldberg († 1341)
          2. I) Nikolaus IV. († 1354) Herr zu Werle-Goldberg (1350-1354) ⚭ Agnes von Lindow-Ruppin († nach 1361)
            1. Johann IV. († 1374) Herr zu Werle-Goldberg (1354-1374)
            2. Mechthild († 1403) ⚭ Lorenz (Werle-Güstrow)
            3. Agnes ⚭ Johann VI. (Werle)
          3. I) Mechthild († 1361) ⚭ Otto I. (Schwerin)
          4. II) Sophia von Werle-Goldberg († 1384) ⚭ Albrecht II. von Lindow-Ruppin
          5. II) Rixa von Werle-Goldberg, 1392 Priorin im Kloster Dobbertin
        2. I) Sophia († 1339) ⚭ Gerhard III. (Holstein-Rendsburg)
      2. Johann II. (* nach 1250; † 1337) Herr zu Werle-Güstrow (1316-1337) ⚭ Mechthild von Braunschweig
        1. Nikolaus III. Herr zu Werle-Güstrow (1337-1360) ⚭ I) Agnes von Mecklenburg (* 1320; † 1340), ⚭ II) Mechthild von Holstein-Kiel
          1. I) Lorenz Herr zu Werle-Güstrow (1360-1393) ⚭ Mechthild († 1402), Tochter von Nikolaus IV. (Werle-Goldberg). Durch die Heirat waren Werle-Güstrow und Werle-Goldberg wieder vereint.
            1. Balthasar († 1421) Herr zu Werle-Güstrow (1393-1421) Fürst zu Wenden, ⚭ I) Euphemia von Mecklenburg († 1417), ⚭ II) Heilwig von Holstein-Rendsburg († vor 1436)
            2. Johann VII. († 1414) Herr zu Werle-Güstrow ⚭ Katherina von Sachsen-Lauenburg (* um 1400; † 1450)
            3. Wilhelm († 1436) Herr zu Werle-Güstrow, Werle-Waren und Werle-Goldberg, Fürst zu Wenden (1401-1436) ⚭ I) Anna von Anhalt († 1426), ⚭ II) Sophie von Pommern-Wolgast → Linie Werle ausgestorben
              1. Katharina ⚭ II) Ulrich II. (Mecklenburg-Stargard)
            4. I) Johann V. († vor 1378)
            5. II) Katharina († 1402) ⚭ Albrecht V. (Sachsen-Lauenburg)
          2. Bernhard II. Herr zu Werle-Waren (1347-1382) ⚭ Elisabeth von Holstein-Plön († vor 1410)
            1. Johann VI. (* nach 1341; † nach 1385) Herr zu Werle-Waren und Werle-Goldberg (1382-1385/95) ⚭ Agnes, Tochter des Nikolaus IV. (Werle-Goldberg)
              1. Nikolaus V. († nach 1408) Herr zu Werle-Waren und Werle-Goldberg, (1385/95-1408) ⚭ Sophie von Pommern-Wolgast († vor 1408)
                1. Jutta (Judith) ⚭ Heinrich (Mecklenburg-Stargard)
              2. Christoph († 1425) Herr zu Werle-Waren und Werle-Goldberg, Fürst zu Wenden (1408-1425). Er war vermutlich unverheiratet und kinderlos. Nach seinem Tod starb die Linie Goldberg aus und sein Vetter Wilhelm erbte die Teilherrschaft.
              3. Agnes († nach 1449), Nonne zu Malchow
              4. Mirislava († nach 1436)
            2. Mirislava, Nonne
            3. Mechthild ⚭ Heinrich III. (Mecklenburg)
          3. Sophia (* 1329; † 1364) ⚭ I) Albrecht IV. (Sachsen-Lauenburg), ⚭ II) Barnim IV. (Pommern)
          4. Anna, Nonne im Kloster Dobbertin
        2. Gunter († nach 1310) Domherr zu Güstrow
        3. Heinrich († nach 1291) Dominikaner zu Röbel
        4. Bernhard († nach 1309) Dominikaner zu Röbel
        5. Henning († nach 1311)

Nach dem Tod Wilhelms (1436) starb mangels eines männlichen Erben die Linie Werle aus und die Herrschaft Werle (das Fürstentum Wenden) fiel an die Linie Mecklenburg-Stargard (Heinrich und Johann III.) und die Linie Mecklenburg (Heinrich IV.). Den Titel Fürst zu Wenden führten später alle mecklenburgischen Regenten als Nebentitel. Dieser Titel sollte sicher auch auf ihre slawischen Wurzeln hinweisen.

Linie Mecklenburg-Stargard von Johann I. bis Ulrich II.
  1. Johann I. († 1392) Herzog zu Mecklenburg-Stargard (1352-1393) ⚭ I) Rixa, ⚭ II) Anna von Pinneberg und Schauenburg, ⚭ III) Agnes von Lindow-Ruppin→ Vorfahren siehe oben, Linie Mecklenburg
    1. II) Anna ⚭ Wartislaw VI. von Pommern-Wolgast
    2. III) Johann II. († 1416) Herzog zu Mecklenburg-Stargard (1393-1416), 1408 Herr zu Sternberg, Friedland, Fürstenberg und Lychen ⚭ Katharine (Wilheida) von Litauen
      1. Agnes († 1467) ⚭ Otto II. von Pommern
      2. Johann III. (* 1389; † um 1438) Herzog von Mecklenburg-Stargard (1416-1438), Herr zu Sternberg ⚭ Luttrud von Anhalt-Köthen
      3. Anna (1390–1467) Äbtissin in Kloster Ribnitz 1423–1467
    3. III) Ulrich I. († 1417) Herzog zu Mecklenburg-Stargard (1393-1417), 1408 Herr zu Neubrandenburg, Stargard, Strelitz und Wesenberg ⚭ Margerete von Pommern-Stettin
      1. Anna, Äbtissin im Kloster Wanzka
      2. Albrecht II. († 1423) Herzog zu Mecklenburg-Stargard-Neubrandenburg
      3. Heinrich († 1466) Herzog zu Mecklenburg-Stargard (1417-1466), ab 1436 Herr zu Werle. ⚭ I) Jutta († 1427), Tochter des Nikolaus V. (Werle), ⚭ II) Ingeburg von Pommern, ⚭ III) Margarete von Braunschweig-Lüneburg (1442–1512). Im Jahr 1436 erbten er, sein Vetter Johann III., Herzog zu Mecklenburg-Stargard-Sternberg, und Heinrich IV., Herzog zu Mecklenburg-Schwerin, die Herrschaft Werle. Nach dem Tod von Johann III. herrschte er über das gesamte (Teil-)Herzogtum Mecklenburg-Stargard.
        1. Ulrich II. († 1471) Herzog zu Mecklenburg-Stargard (1466-1471) ⚭ Katherina, Tochter des Wilhelm (Werle); → Linie Mecklenburg-Stargard ausgestorben
          1. Ingeburg († um 1509) ⚭ Eberwin II. von Bentheim
          2. Elisabeth († 1532), Priorin im Kloster Rehna
        2. Margarete († vor 1451)
        3. Magdalene († 1532) ⚭ Wartislaw X. von Pommern
        4. Anna, Nonne im Kloster Ribnitz († 1498)
      4. III) Rudolf († nach 1415), Bischof von Skara, Bischof von Schwerin
      5. III) Albrecht I. († 1397), Koadjutor zu Dorpat
      6. III) Konstanze (* um 1373; † 1408)

Die Landesgrenzen von Mecklenburg um 1300

1471 nach dem Tod Ulrich II. fiel die Herrschaft Stargard an die im Herzogtum Mecklenburg regierende Linie der Dynastie unter Heinrich IV., dem 1436 schon die Linie Werle zufiel, zurück. Damit wurde das Land Mecklenburg wieder vereint.

Die Landstände in Mecklenburg bildeten sich seit dem 13. Jh. zunächst aus der Gesamtheit der Ritterschaft, die in bestimmten Angelegenheiten zusammengerufen wurde (z.B. die Vormundschaft der Monarchen). Ab dem 14. Jh. kam die Landschaft, die Vertretung der landständigen Städte (Vgl. Landstadt in Mecklenburg) und ab dem 15. Jh. die Prälaten als Vertreter der Kirche dazu. Die Einführung oder Veränderung jeder einzelnen Steuer unterlag diesem Landtag. Die dorthin entsandten Vertreter repräsentierten Landschaft, Ritterschaft und Prälaten. Die Formierung erfolgte im ständigen Machtkampf mit der Landesherrschaft. Seit der Einigung Mecklenburgs unter Heinrich IV. dem Dicken 1471 versammelten sich die Stände der drei Teilherrschaften Mecklenburgischer Kreis, Wendischer Kreis und Stargardischer Kreis zu gemeinsamen Landtagen. 1523 bildeten sie die Landständische Union, auch als Bund, der die mecklenburgischen Teilherrschaften zusammenhalten sollte.

Linie Mecklenburg von Magnus II. bis Friedrich und Adolf Friedrich II.

  1. Magnus II. (* 1441; † 1503) Herzog zu Mecklenburg (1477-1503)Sophie von Pommern (* 1460; † 1504) → Vorfahren siehe oben, Linie Mecklenburg
    1. Heinrich V. (* 1479; † 1552) Herzog zu Mecklenburg (1503-1520), Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1520-1552) ⚭ I) Ursula von Brandenburg (1488-1512) ⚭ II) Helene von der Pfalz (* 1493; † 1524) ⚭ III) Ursula von Sachsen-Lauenburg. Das Herzogtum Mecklenburg wurde wieder aufgeteilt in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow.
      1. I) Magnus III. (* 1509; † 1550), Bischof von Schwerin ⚭ Elisabeth von Dänemark und Norwegen (* 1524; † 1586)
      2. I) Sophie (* 1508; † 1541) ⚭ Herzog Ernst I. (Braunschweig-Lüneburg)
      3. I) Ursula (* 1510; † 1586), Äbtissin im Kloster Ribnitz
      4. II) Philipp (* 1514; † 1557) Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1552-1557), Mitregent von Johann Albrecht I.
      5. II) Margarethe († 1586) ⚭ Herzog Heinrich II. (Münsterberg-Oels)
      6. II) Katharina († 1586), ⚭ Herzog Friedrich III. (Liegnitz)
    2. Dorothea (* 1480; † 1537) Äbtissin zu Ribnitz
    3. Sophie, ⚭ Kurfürst Johann der Beständige
    4. Erich II. (* 1483; † 1508)
    5. Anna (* 1485; † 1525) ⚭ Landgraf Wilhelm II. (Hessen)
    6. Albrecht VII. (* 1486; † 1547) Herzog zu Mecklenburg-Güstrow (1520-1547) ⚭ Anna von Brandenburg (* 1507; † 1567)
      1. Johann Albrecht I. (* 1525; † 1576) Herzog zu Mecklenburg-Güstrow (1547-1556), Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1556-1576) ⚭ Anna Sophia von Preußen (* 1527; † 1591)
        1. Albrecht (* 1556; † 1561)
        2. Johann VII. (* 1558; † 1592) Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1576-1592)Sophia von Schleswig-Holstein-Gottorf (* 1569; † 1634)
          1. Adolf Friedrich I. (* 1588; † 1658) Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1592- 1658) ⚭ I) Anna Maria von Ostfriesland (1601–1634) ⚭ II) Marie Katharina von Braunschweig-Danneberg (1616–1665). Seine Amtszeit wurde von 1628-1631 durch die Belehnung Mecklenburgs an Wallenstein als Albrecht VIII. Herzog zu Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Graf von Schwerin, Herr von Rostock, Herr von Stargard unterbrochen.
            1. I) Christian Ludwig I. (* 1623; † 1692) Herr zu Mecklenburg-Schwerin (1658-1692) ⚭ I) Christine Margarete von Mecklenburg-Güstrow (1615–1666) ⚭ II) Elisabeth Angélique de Montmorency, Duchesse de Coligny (* 1626). Die Ehen blieben kinderlos.
            2. I) Sophie Agnes (* 1625; † 1694) Äbtissin von Kloster Rühn bei Bützow
            3. I) Karl (* 1626; † 1670)
            4. I) Anna Maria (* 1627; † 1669) ⚭ Herzog August (Sachsen-Weißenfels) (* 1614; † 1680)
            5. I) Johann Georg (* 1629; † 1675) ⚭ Elisabeth Eleonore von Braunschweig-Wolfenbüttel (* 1658; † 1729)
            6. I) Gustav Rudolf (* 1632; † 1670)
            7. II) Juliane Sibylle (* 1636; † 1701)
            8. II) Friedrich (* 1638; † 1688), ⚭ Christine Wilhelmine von Hessen-Homburg (* 1653; † 1722) → Nachfahren siehe unten, Linie Mecklenburg-Schwerin
            9. II) Christina zu Mecklenburg (* 1639; † 1693) Äbtissin von Gandersheim
            10. II) Marie Elisabeth zu Mecklenburg (* 1646; † 1713) Äbtissin von Gandersheim
            11. II) Anne Sophie (* 1647; † 1726), ⚭ Herzog Julius Siegmund (Württemberg-Juliusburg)
            12. II) Adolf Friedrich II. (* 1658; † 1708) Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1701-1708)Nachfahren siehe unten, Linie Mecklenburg-Strelitz
          2. Johann Albrecht II. (* 1590; † 1636) Herzog zu Mecklenburg-Güstrow (1610-1636) ⚭ I) Margarete Elisabeth von Mecklenburg-Schwerin (* 1584; † 1616) ⚭ II) Elisabeth von Hessen-Kassel (* 1596; † 1625) ⚭ III) Eleonore Marie von Anhalt-Bernburg (* 1600; † 1657). Auch für den Landesteil übernahm von 1628-1631 Wallenstein das Lehen. Danach wurde sein Sohn Gustav Adolf Nachfolger.
            1. I) Johann Christoph (* 1611; † 1612)
            2. I) Elisabeth Sophie (* 1613; † 1676) ⚭ Herzog August II. (Braunschweig-Wolfenbüttel)
            3. I) Christine Margarete zu Mecklenburg (* 1615; † 1666) ⚭ I) Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg, Feldmarschall ⚭ II) Herzog Christian Ludwig I. (Mecklenburg)
            4. I) Karl Heinrich (* 1616; † 1618)
            5. III) Anna Sophie (* 1628; † 1666) ⚭ Herzog Ludwig IV. (Liegnitz)
            6. III) Johann Christian (* 1629; † 1631)
            7. III) Eleonore (* 1630; † 1631)
            8. III) Gustav Adolf (* 1633; † 1695) Herzog zu Mecklenburg-Güstrow (1654-1695)Magdalena Sibylla von Schleswig-Holstein-Gottorf. Als sein Vater 1636 starb, beanspruchte sein Onkel Adolf Friedrich I. die Vormundschaft und das Herzogtum. Daraufhin brach zwischen seiner Mutter und ihrem Schwager eine erbitterte Auseinandersetzung über die vormundschaftliche Regentschaft aus. Gustav Adolf war von 1636 bis 1648 Administrator des Bistums Ratzeburg. Am 2. Mai 1654 wurde Gustav Adolf vom Kaiser für mündig erklärt und übernahm bis zu seinem Tode 1695 die Regentschaft im (Teil-)Herzogtum Güstrow. Nachdem er 1695 starb, entbrannte ein 5-jähriger Erbfolgestreit um die Nachfolge, dessen Ergebnis der Hamburger Vergleich von 1701 war. Damit erlosch die Linie Güstrow der mecklenburgischen Dynastie.
              1. Johann (* 1655; † 1660)
              2. Eleonore (* 1657; † 1672)
              3. Marie (* 1659; † 1701) ⚭ Adolf Friedrich II. (Mecklenburg-Strelitz)
              4. Magdalene (* 1660; † 1702)
              5. Sophie (* 1662; † 1738) ⚭ Christian Ulrich I. (Württemberg-Oels)
              6. Christine (* 1663; † 1749) ⚭ Graf Ludwig Christian von Stolberg-Gedern
              7. Karl (* 1664; † 1688) ⚭ Maria Amalia von Brandenburg (* 1670; † 1739)
              8. Hedwig Eleanore (* 1666; † 1735) ⚭ August (Sachsen-Merseburg-Zörbig)
              9. Louise (* 1667; † 1721) ⚭ König Friedrich IV. (Dänemark und Norwegen)
              10. Elisabeth (* 1668; † 1738) ⚭ Heinrich (Sachsen-Merseburg)
              11. Auguste (* 1674; † 1756)
            9. III) Louise (* 1635; † 1648)
          3. Sigismund August (* 1560; † 1600)
        3. Ulrich (* 1527; † 1603) Herzog zu Mecklenburg-Güstrow (1555-1603)Elisabeth von Dänemark (* 1524; † 1586)
          1. Sophie (* 1557; † 1631) ⚭ König Friedrich II. (Dänemark und Norwegen)
        4. Georg (* 1528; † 1552), gefallen
        5. Christoph (* 1537; † 1592), Bischof von Ratzeburg (1554-1592) – Nachfolger von Bischof von der Schulenburg
          1. Margarete Elisabeth (* 1584; † 1616) ⚭ Johann Albrecht II. (Mecklenburg)
        6. Karl I. (* 1540; † 1610) Herzog zu Mecklenburg-Güstrow (1603-1610), Bischof von Ratzeburg (1592-1610)
      2. Katharina (* 1487; † 1561) ⚭ Herzog Heinrich (Sachsen)

Mecklenburg nach der zweiten Hauptlandesteilung in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (vor dem Hamburger Vergleich 1701, schon mit Fürstentum Ratzeburg)

Die erneute Landesteilung in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (Zweite mecklenburgische Hauptlandesteilung) wurde vorübergehend dadurch aufgehoben, dass Wallenstein das Lehen Mecklenburg übertragen bekommen hatte. Wallenstein erhielt das Herzogtum Mecklenburg 1628 zunächst als Pfandbesitz in Abgeltung seiner privaten Auslagen für das kaiserliche Heer, dann als förmliches Reichslehen. Die beiden Herzöge Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin und Johann Albrecht II. von Mecklenburg-Güstrow hatten sich 1625 trotz kaiserlicher Abmahnungen mit Braunschweig, Pommern, Brandenburg, den freien Reichsstädten und Holstein unter Führung des Königs Christian IV. von Dänemark zu einem Defensivbündnis zusammengeschlossen. Obwohl sich beide Herzöge unmittelbar nach der Schlacht bei Lutter 1626 vom Dänenkönig losgesagt hatten, wurden sie 1628 durch Kaiser Ferdinand II. geächtet und abgesetzt und durch Wallenstein als Herzog ersetzt. Im Mai 1628 verließen beide Herzöge das Land, in welches sie nach dem Sturz von Wallenstein im Mai 1631 mit Hilfe der schwedischen Truppen zurückkehrten. Sie mussten den Schweden hierfür vorläufig Wismar mit der Insel Poel und dem Amt Neukloster und Warnemünde abtreten.

Die Auswirkungen des Krieges in Mecklenburg waren verheerend. Die Einwohnerzahl wurde auf ein Sechstel reduziert (von 300.000 auf ca. 50.000). Weite Teile des Landes wurden verwüstet und es wurden Grausamkeiten an der Bevölkerung verübt. Besonders der Bauernstand hatte sehr gelitten und zum größten Teil seine Freiheit verloren. Der raue und an Kriegsschrecken gewöhnte schwedische Feldmarschall Johan Banér beschrieb die Lage in Mecklenburg in einem Brief vom September 1638 an den schwedischen Reichskanzler folgendermaßen: „in Meklenburg ist Nichts als Sand und Luft, Alles bis auf den Erdboden verheert“ – und nachdem auch die Pest ausgebrochen war, welche in den mittleren Landstädten Tausende und in den kleineren Hunderte dahinraffte: „Dörfer und Felder sind mit crepirtem Vieh besäet, die Häuser voll todter Menschen, der Jammer ist nicht zu beschreiben.

Die Entvölkerung des Landes führte zum Bauernlegen in großem Ausmaß. Das heißt, Bauernhöfe wurden durch die Gutsherrschaft eingezogen und dem eigenen Grundbesitz zugeordnet. Die Bauern auf den besetzten Bauernstellen gerieten in Abhängigkeit. 1646 wurde die Mecklenburgische Gesindeordnung erlassen und 1654 erweitert, darin hieß es:

Von Bauersleuten und deren Dienstbarkeit und Ausfolgung.

§1 Ordnen und setzen Wir, nachdeme die tägliche Erfahrung bezeuget, daß die Bauersleute und Untertanen, Mannes und Weibspersonen, sich diese Zeit vielfältig unterfangen, sich ohn ihrer Herren und Obrigkeit Verwissen und Bewilligung zusammenzugesellen, zu verloben und zu befreien, solches aber, weil sie ihrer Herrschaft dieser Unser Lande und Fürstentume kundbaren Gebrauche nach mit Knecht- und Leibeigenschaft samt ihren Weib und Kindern verwendet und daher ihrer Person selbst nicht mächtig, noch sich ohn ihrer Herren Bewilligung ihnen zu entziehen und zu verloben, einiger Maßen befüget. Daß wir demnach solches angemaßtes heimliches Verloben und Freien der Bauerleute gänzlich hiemit wollen verboten und abgeschaffet haben.

Damit hatte der Bauernstand zum größten Teil seine Freiheit verloren und es kam zur rechtlichen Verankerung der Leibeigenschaft.

Im Westfälischen Frieden 1648 bekam Schweden dann die oben erwähnten Gebiete, außer Warnemünde; zugesprochen. Als Ausgleich erhielt Herzog Adolf Friedrich I. den Besitz der Bistümer Schwerin und Ratzeburg als nun weltliche Fürstentümer und die Johanniterkomturei Mirow.

Auch der Nordische Krieg (1655–1660), der Brandenburgisch-Schwedische Krieg (1674–1679) und der Große Nordische Krieg (1700-1721) verschonten Mecklenburg nicht. Es kam erneut zu kriegerischen Belastungen wie zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Linie Mecklenburg-Schwerin von Friedrich bis Friedrich Franz I.

  1. Friedrich (* 1638; † 1688) ⚭ Christine Wilhelmine von Hessen-Homburg (* 1653; † 1722) → Vorfahren siehe oben, Linie Mecklenburg
    1. Friedrich Wilhelm (I.) (* 1675; † 1713) Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1692-1713) ⚭ Sofia Charlotte von Hessen-Kassel (* 1678; † 1749)
    2. Karl Leopold (* 1678; † 1747) Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1713-1728) ⚭ Katharina Iwanowna von Russland (* 1691; † 1733)
      1. Anna Leopoldowna (* 1718; † 1746) ⚭ Anton Ulrich von Braunschweig
    3. Christian Ludwig II. (* 1683; † 1756) Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1728-1756) ⚭ Gustave Caroline von Mecklenburg-Strelitz (* 1694; † 1748)
      1. Friedrich (* 1717; † 1785) Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1756-1785)Louise Friederike von Württemberg (* 1722; † 1791)
      2. Ulrike Sophie (* 1723; † 1813)
      3. Ludwig (* 1725; † 1778) ⚭ Charlotte Sophie von Sachsen-Coburg-Saalfeld (* 1731; † 1810)
        1. Friedrich Franz I. (* 1756; † 1837) Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1785-1837) ab 1815 Großherzog ⚭ Luise von Sachsen-Gotha-Roda (* 1756; † 1808) → Nachfahren siehe unten, Linie Mecklenburg-Schwerin
        2. Sophia (* 1758; † 1794) ⚭ Friedrich von Dänemark (* 1753; † 1805)
      4. Luise (* 1730)
      5. Amalie (* 1732; † 1775)
    4. Sophie Luise (* 1685; † 1735) ⚭ König Friedrich I. (Preußen) (* 1657; † 1713)
Linie Mecklenburg-Schwerin ab Friedrich Franz I.
  1. Friedrich Franz I. (* 1756; † 1837) Großherzog zu Mecklenburg-Schwerin (1785-1837)Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (* 1756; † 1808) → Vorfahren siehe oben, Linie Mecklenburg-Schwerin
    1. Friedrich Ludwig (* 1778; † 1819) ⚭ I) Helena Pawlowna Romanowa (* 1784; † 1803) ⚭ II) Karoline Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach (* 1786; † 1816) ⚭ III) Auguste von Hessen-Homburg (* 1776; † 1871)
      1. I) Paul Friedrich (* 1800; † 1842) Großherzog zu Mecklenburg-Schwerin (1837-1842) Alexandrine von Preußen (* 1803; † 1892)
        1. Friedrich Franz II. (* 1823; † 1883) Großherzog zu Mecklenburg-Schwerin (1842-1883) ⚭ I) Auguste Reuß zu Schleiz-Köstritz (1822–1862) ⚭ II) Anna von Hessen und bei Rhein (1843–1865) ⚭ III) Marie von Schwarzburg-Rudolstadt (1850–1922)
          1. I) Friedrich Franz III. (* 1851; † 1897) Großherzog zu Mecklenburg-Schwerin (1883-1897)Anastasia Michailowna Romanowa (* 1860; † 1922)
            1. Alexandrine (* 1879; † 1952) ⚭ König Christian X.
            2. Friedrich Franz IV. (* 1882; † 1945) Großherzog zu Mecklenburg-Schwerin (1897-1918)Alexandra von Hannover und Cumberland (* 1882; † 1963)
            3. Cecilie (* 1886; † 1954) ⚭ Kronprinz Wilhelm von Preußen (1882–1951)
          2. I) Paul Friedrich (* 1852; † 1923) ⚭ Marie Prinzessin zu Windisch-Graetz (* 1856; † 1929)
          3. I) Marie (* 1854; † 1920) ⚭ Großfürst Wladimir Alexandrowitsch Romanow (* 1847; † 1909)
          4. I) Nikolaus (* 1855; † 1856)
          5. I) Johann Albrecht (* 1857; † 1920) ⚭ Elisabeth von Sachsen-Weimar-Eisenach (* 1854; † 1908)
          6. I) Alexander (1859)
          7. II) Anna (* 1865; † 1882)
          8. III) Elisabeth Alexandrine Mathilde (* 1869; † 1955) ⚭ Friedrich August (Oldenburg, Großherzog)
          9. III) Friedrich Wilhelm (* 1871; † 1897), ertrunken
          10. III) Adolf Friedrich (* 1873; † 1969)
          11. III) Heinrich (* 1876; † 1934) ⚭ Königin Wilhelmina (Niederlande) (* 1880; † 1962)
        2. Luise (* 1824; † 1859) ⚭ Hugo zu Windisch-Graetz (* 1823; † 1904)
        3. Wilhelm (* 1827; † 1879) ⚭ Alexandrine von Preußen (1842–1906)
      2. I) Marie (* 1803; † 1862) ⚭ Herzog Georg (Sachsen-Altenburg)
      3. II) Albrecht (* 1812; † 1834)
      4. II) Helene (* 1814; † 1858) ⚭ Ferdinand Philippe d’Orléans, duc de Chartres
      5. II) Magnus (* 1815; † 1816)
      6. unehelich, Eduard Carl Plüschow (* 1808, † 1879), Stammvater der Familie Plüschow
    2. Luise Charlotte zu Mecklenburg (* 1779; † 1801) ⚭ Herzog August (Sachsen-Gotha-Altenburg)
    3. Gustav Wilhelm zu Mecklenburg (* 1781; † 1851)
    4. Karl August Christian zu Mecklenburg (* 1782; † 1833)
    5. Charlotte Friederike von Mecklenburg (* 1784; † 1840) ⚭ König Christian VIII. (Dänemark und Norwegen) (* 1786; † 1848)
    6. Adolf zu Mecklenburg (* 1785; † 1821)

Linie Mecklenburg-Strelitz ab Adolf Friedrich II.

  1. Adolf Friedrich II. (1658–1708) Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1701-1708)Vorfahren siehe Linie Mecklenburg
    1. Adolf Friedrich III. (1686–1752) Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1708-1752)
    2. Gustave Karoline (1694–1748) ⚭ Christian Ludwig II. (Mecklenburg)
    3. Karl zu Mecklenburg (1708–1752)Elisabeth Albertine von Sachsen-Hildburghausen (1713–1761)
      1. Christiane zu Mecklenburg (1735–1794)
      2. Adolf Friedrich IV. (1738–1794) Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1752-1794)
      3. Karl II. (1741–1816), Herzog zu Mecklenburg-Strelitz (1794-1816) ab 1815 Großherzog Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt (1752–1782)
        1. Charlotte (1769–1818) ⚭ Friedrich (Sachsen-Altenburg) (1763–1834)
        2. Karoline (1771–1773)
        3. Georg (1772–1773)
        4. Therese Mathilde von Mecklenburg-Strelitz (1773–1839) ⚭ Karl Alexander von Thurn und Taxis (1770–1827)
        5. Friedrich (1774–1774)
        6. Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810) ⚭ 1793 König Friedrich Wilhelm III. (Preußen) (1770–1840)
        7. Friederike zu Mecklenburg (1778–1841)
        8. Georg (1779–1860), Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1816-1860)Marie von Hessen-Kassel (1796–1880)
          1. Luise (1818–1842)
          2. Friedrich Wilhelm II. (1819–1904), Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1860-1904)Augusta Karoline von Cambridge (1822–1916)
            1. Adolf Friedrich V. (1848–1914), Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1904-1914)Elisabeth von Anhalt-Dessau (1857–1933)
              1. Marie von Mecklenburg-Strelitz (1878–1948)
              2. Jutta von Mecklenburg-Strelitz (1880–1946)
              3. Adolf Friedrich VI. (1882–1918) Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1914-1918)
              4. Karl Borwin zu Mecklenburg (1888–1908)
            2. Caroline zu Mecklenburg (1821–1876) ⚭ König Friedrich VII. (Dänemark)
            3. Georg zu Mecklenburg (1824–1876)Katharina Michailowna Romanowa (1827–1894)
              1. Nikolaus (1854)
              2. Helene zu Mecklenburg(-Strelitz) (1857–1936) ⚭ Albert von Sachsen-Altenburg (1843–1902)
              3. Georg Alexander zu Mecklenburg (1859–1909) ⚭ Natalia Feodorovna Gräfin von Carlow (1858–1921)
              4. Marie (1861)
              5. Carl Michael zu Mecklenburg (1863–1934)
            4. Friedrich (1781–1783)
            5. Augusta (1782)
            6. Karl zu Mecklenburg (1785–1837)
          3. Ernst zu Mecklenburg (1742–1814)
          4. Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818) ⚭ 1761 König Georg III. (Vereinigtes Königreich) (1738–1820)
          5. Georg zu Mecklenburg (1748–1785)

Mecklenburg nach der dritten mecklenburgischen Hauptlandesteilung ab 1701

Dritte Mecklenburgische Hauptlandesteilung

Im Ergebnis der Dritten Mecklenburgische Hauptlandesteilung wurde entsprechend dem Hamburger Vergleich (1701) das Territorium des verstorbenen Herzogs Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow auf das danach mit verändertem Territorium fortbestehende (Teil-) Herzogtum Mecklenburg-Schwerin und das neu formierte (Teil-) Herzogtum Mecklenburg-Strelitz zu dem auch das Fürstentum Ratzeburg zählte, aufgeteilt. Der Hamburger Vergleich von 1701 bildete bis November 1918 die wichtigste Rechtsgrundlage für die Existenz zweier Teilherrschaften unter dem Dach des mecklenburgischen Gesamtstaates, welche nach Innen fast selbständig handelten und eigene Behördenstrukturen besaßen.

Im 18. Jh. erreichte der Konflikt zwischen den Landesherrn und den Landständen einen neuen Höhepunkt. 1708 hatte der Mecklenburg-Schwerinische Herzog Friedrich Wilhelm eine Steuerreform zur Überwindung der Kriegsfolgen eingeführt. Neben der Besteuerung der Ritterschaft und der Geistlichen beinhaltete die Reform die Abschaffung der leibeigenschaftlichen Abhängigkeit der Bauern. Die Leibeigenschaft der Bauern sollte in eine Vererbpachtung umgewandelt, Frondienste sollten durch Geldleistungen ersetzt werden. Sein Bruder und Nachfolger Karl Leopold versuchte dies mit großer Härte gegen die Ritterschaft sowie gegen die mit ihr verbündete Seestadt Rostock durchzusetzen. Er forderte außerdem den Aufbau eines stehenden Heeres, um die Plünderungen fremder Truppen im Lande zu verhindern. Der Konflikt zwischen dem Herzog und den Ständen führte nach Klage der Landstände 1717 zur Verhängung der Reichsexekution gegen den Herzog durch Kaiser Karl VI., die 1728 zur Absetzung Karl Leopolds zugunsten seines Bruders Christian Ludwig II. führte, der zu weiteren Zugeständnissen gegenüber der Ritterschaft genötigt wurde.

Am 18. April 1755 unterschrieb er als regierender Herzog des Landesteils Schwerin, mit Vertretern der Landstände den Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich (LGGEV) in Rostock. Dieser stellte die landesständische Verfassung des mecklenburgischen Staates (mit Ausnahme des Fürstentums Ratzeburg) dar. Für den Landesteil Strelitz wurde der Vergleich am 11. Juli 1755 durch dessen regierenden Herzog Adolf Friedrich IV. ratifiziert.

Das 25 Artikel und 530 Paragrafen umfassende Vertragswerk bildete in der Folgezeit den Rahmen für alle gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen in beiden mecklenburgischen Landesteilen und blieb als Grundgesetz der landständischen Verfassung bis zum Ende der Monarchie 1918 geltendes Recht.

Die neuerliche Landesteilung bewirkte eine weitere Schwächung der politischen Stellung der Fürstenhäuser und trug neben dem LGGEV von 1755 mit dazu bei, dass Mecklenburg am Ende der Monarchie als rückständigstes deutsches Territorium galt. Eine historische Bedeutung des Hamburger Vergleichs liegt auch darin, dass er mit Verspätung im Vergleich zu anderen deutschen Staaten auch für die mecklenburgische Dynastie das Erbfolgeprinzip der Primogenitur verbindlich einführte.

Der LGGEV war im Grunde ein Kapitulationsakt der fürstlichen Landesherrschaft. Christian Ludwig II. musste sich einem weitgehenden Verfassungsdiktat der Landstände beugen, die in diesem Vertragswerk vor allem ihre Rechtspositionen durchsetzten. Der 19. Artikel mit der Überschrift „Von den Leibeigenen Unterthanen der Ritter- und Landschaft“ enthielt in den §§ 325 bis 336 Vorschriften, die zur erneuten rechtlichen Verankerung der Leibeigenschaft der Bauern führten. Die Vorschriften beinhalteten vor allem Befugnisse der ritterschaftlichen Gutsherren gegenüber den Bauern. Die §§ 325 und 326 LGGEV verpflichteten die Bauern unter Berufung auf die Güstrower Reversalen und Erbvertrag von 1621 (Entstehung der beiden Teilherzogtümer Schwerin und Güstrow) erneut, den Gutsherren alle Hufen, Äcker und Wiesen abzutreten, für die sie ihre Erbzinsberechtigung nicht nachweisen konnten, und räumten den Bauern keinerlei eigenes Besitzrecht an den von ihnen bewirtschaften Flächen ein. In § 334 wurde das Bauernlegen zur Vergrößerung des eigenen Gutshofes offiziell legitimiert:

  • § 334. Was die Verlegung und Niederlegung der Bauren anlanget; So wollen Wir die Ritter- und Landschaft inclusive der Clöster und der Rostockschen Gemeinschafts-Oerter, bey ihrem Landsittlichen Eigenthums-Recht über ihre Leibeigene Guts-Unterthanen, und deren innhabendes Ackerwerk und Gehöfte, unbeschwert lassen, mithin ist und bleibt die Verlegung und Niederlegung einem jeden Guts-Herrn, der Gestalt frey und unbenommen, daß er den Bauren von einem Dorf zum andern zu setzen, und dessen Ackerwerk zum Hof-Acker zu nehmen, oder sonst dasselbe zu nützen, Fug und Macht haben soll;…

Lediglich die Niederlegung ganzer Dörfer bedurfte der Zustimmung des Landesfürsten, damit es zu keiner vollständigen Verarmung ganzer Landstriche kam:

  • § 336. So viel aber die gänzliche Niederlegung der Dörfer und Baurschaften betrift, aus welcher Verarmung und Verminderung der Unterthanen entstehet; So soll solche eigenmächtige Niederlegung eines Dorfs, an sich in der Regul gänzlich verboten, hingegen ein jeder Eigenthums-Herr schuldig seyn, solches sein Vorhaben jedesmal zuerst dem Engern Ausschuß anzuzeigen, welcher so dann an Uns davon seinen gutachtlichen Bericht erstattet, damit Wir darauf, wegen einer solchen, bey einem Gut vorgehenden in das allgemeine Beste einschlagenden Haupt-Veränderung, die Nothdurft weiterer Landes-Fürstlich verfügen können.

Bauernlegen und die Hörigkeit der Hintersassen dienten vor allem der Sicherung der ökonomischen und sozialen Grundlagen der Ritterschaft in dem ständischen System. Anschließend kam es erneut zu Bauernlegen in großem Umfang. Die Leibeigenschaft wurde in Mecklenburg erst 1822 rechtlich abgeschafft. Wegen der Unvollkommenheit des Gesetzes und des Fehlens eines Freizügigkeits- und Niederlassungsrechts konnten die Bauern zunächst aber keine wirkliche Freiheit und wirtschaftliche Selbständigkeit erlangen.

1808 traten beide mecklenburgischen Landesteile dem Rheinbund, einem Militärbündnis mit Napoleon, bei. Dennoch bot Napoleon am Vorabend des Russlandfeldzugs dem schwedischen Herrscher Bernadotte 1812 Mecklenburg, Stettin und das gesamte Gebiet zwischen Stettin und Wolgast an. Nach Napoleons Niederlage in Russland schlossen sich die mecklenburgischen Herzogtümer gleichzeitig mit Preußen Russland an.

Nach dem Wiener Kongress 1815 wurden beide Landesteile zu Großherzogtümern erhoben. Die staatliche Eigenständigkeit von Mecklenburg blieb dabei gewahrt, die Regenten beider Landesteile titelten fortan identisch als Großherzog von Mecklenburg und hatten das Recht auf die Ansprache Königliche Hoheit erworben.

Nach der Revolution von 1848/49 entstand im Herbst 1848 die erste demokratisch gewählte Abgeordnetenversammlung. Politisches Ziel war die Beseitigung des überlebten landständischen Systems in Mecklenburg und die Einführung einer konstitutionellen Monarchie. Nur in Mecklenburg-Schwerin trat ein neues Staatsgrundgesetz in Kraft, das als eine der letzten Landesverfassungen der bürgerlich-demokratischen Revolution in Deutschland gilt. Auf Betreiben der Ritterschaft und des erzreaktionären Strelitzer Großherzogs Georg konnten alle demokratischen Entwicklungen im Land gestoppt werden (Freienwalder Schiedsspruch). Mecklenburg war nun wieder auf dem Rechtszustand vor der Revolution, dem längst überlebten Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich. Viele der führenden Demokraten verließen das Land, nachdem sie verfolgt und teilweise zu langen Haftstrafen verurteilt wurden.

1863 trat nach langen Verhandlungen die mecklenburgische Steuer- und Zollunion zwischen den beiden Staaten in Kraft. Im Deutschen Krieg zählten beide mecklenburgischen Großherzogtümer zu den Verbündeten Preußens. Zu entscheidende Änderungen im mecklenburgischen Verfassungssystem kam es bis 1918 nicht. Reichskanzler Otto von Bismarck wird die Bemerkung zugeschrieben, dass er, wenn die Welt unterginge, nach Mecklenburg gehen werde, da dort alles 50 Jahre später geschehe. Hintergrund dieser Bemerkung war die Tatsache, dass Mecklenburg im Deutschen Reich das einzige Territorium ohne moderne Verfassung war.

Die mittelalterliche Struktur des Landes zeigte sich besonders im Grundbesitz. Etwa die Hälfte gehörte dem mecklenburgischen Fürstenhaus (Domanium). Der Rest war zum überwiegenden Teil im Besitz von Grundbesitzern (Ritterschaft). Beide Landesteile waren in domaniale und ritterschaftliche Ämter eingeteilt, der mecklenburgische Gesamtstaat zusätzlich in drei ritterschaftliche Kreise (Mecklenburg, Wenden und Stargard).

Noch um 1900 arbeiteten über 50 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft. Ansätze zur Industrialisierung gab es erst 1890 mit der Neptun Werft Rostock im Schiffbau.

1934 vereinigten sich beide Landesteile unter Druck der Nationalsozialisten zum Land Mecklenburg. Nach dem 2. Weltkrieg 1945 entstand das Land Mecklenburg-Vorpommern aus Mecklenburg, dem bei Deutschland verbliebenen Teil der preußischen Provinz Pommern (Vorpommern) und dem ehemals zur preußischen Provinz Hannover gehörenden Amt Neuhaus an der Elbe. Es wurde 1952 wie alle übrigen Länder der Deutschen Demokratischen Republik aufgelöst und in Bezirke (Rostock, Schwerin und Neubrandenburg) eingeteilt. Im Jahr 1990 erfolgte die Neugründung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, dass seit dem 3. Oktober 1990 ein Bundesland in der Bundesrepublik Deutschland ist.

Quellen:

  1. Nils Rühberg, Niklot und der obodritische Unabhängigkeitskampf gegen das sächsische Herzogtum. In: Mecklenburgische Jahrbücher. Bd. 111, 1996, S. 5–20;
  2. Hans Witte, Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg, In: Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde (Hrsg.: Dr. A. Kirchhoff), Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart, 1905;
  3. Carl Ferdinand Fabricius, Das frühere Slaventhum der zu Deutschland gehörigen Ostsee-Länder, In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 6 (1841), S. 1-50;
  4.  Wikipedia

 

Niklot
1129
1131
1137
1142
1143
1147
1154
1160
1164
1168
1182
1200
1219
1234
1287
Adolf II.
Lothar III.
Gunzlin
Friedrich I.
Heinrich II.
1329
1379
1384
Albrecht IV.
Albrecht III.
1422
Heinrich IV.
Magnus II.
1234-1436
1352-1471
1477
Johann Albrecht I.
1592
Reformation
Adolf Friedrich I.
1658
1648
Christian Ludwig I.
Gastav Adolf
1815
Gesindebuch
Magd
1701
1918
1701
Heinrich III.
1471
Wallenstein
Johann Albrecht II.
Freidrich Franz I.
Freidrich Franz IV.
Adolf Freidrich II.
Luise
Adolf Friedrich V.
1918
1701
1934
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