Liesbeth Röpke 1 ½ Jahre
Klein Molzahn o9.1o.1925
Kinder sind teure Gaben von Gott, für welche wir Rechenschaft zu geben haben. Daher erfüllen sie in erster Linie die Eltern mit täglicher Sorge, Sie sind aber anderseits ein Segen für das Haus. Sie geben leicht ebensoviel wie sie empfangen. Sie erfreuen das Alter und je größer sich die Fähigkeiten und Gaben bei einem Kinde zeigen, desto größer fühlen sich die Eltern belohnt. Als Ihr, liebe Leidtragende, euer jetzt entschlafenes Kind erhieltet, da entstand neben dem Dank gewiss der Wunsch, es aufzuziehen zu einem lieben Menschen, an dem Jedermann sein Wohlgefallen hätte. Dieser Wunsch ist nun aufgelöst, durchstrichen das kleine stille freundliche Lebensbild ist plötzlich zerstört und alle Hoffnungen, die Ihr auf das kleine Kind setztet, liegen hier und sollen eingesenkt werden mit diesem Sarge. Zwar sagt mancher wohl, dass Kinder jung hinweggenommen von der Erde doch allen Gefahren und Versuchungen entrückt, früh in den sicheren Hafen gerettet sind. Auch habt Ihr gewiss soviel Bilder von Euerem jetzt entschlafenen Kind, wodurch Ihr auch erinnert an frohes Lallen, freudige Bewegung. Ob es noch so klein; des Kindes Anwesenheit war interessant, so wenig ihr Eltern in Suren Mühen und Sorgen darauf achten konntet. Es bleibt Euch, in unauslöschlicher Erinnerung ein teures und unvergängliches Eigentum. Gerade Mutter und Kind kleben aneinander wie Klett am Kleid eine ohne das andere. Wenn es reden könnte, würde es dank stammeln euch allen: Vater, Mutter, Kinder und Freunde, die ihm Liebes taten und diese Stunde des Abschieds so feierlich gestalten haben. In diesem kurzen Lebensabriss des verblichenen Kindes lasst uns alle des festen Entschluss fassen: Mag unser Leben kurz oder lang sein, mag dieser Augenblick uns zum. letzten Mal erinnern: Wir wollen nicht schelten, wenn andere es tun, Wir wollen nicht hoffen, wenn andere nicht hoffen,
Ich bin oft sinnend durch Molzahner Felder gegangen und jedes mal sah ich ein arbeitsames Volk, groß und klein, bald jubeln, bald stille, bald ausgelassen und bald ernst, Genau so verstreichen die Stunden im Menschenleben, die Länge des Jahres, die Stille in der Natur. Wir sind eine Schicksalsgemeinde. Des Todes Bitterkeit ist allen gemeinsam, wie die lachende Lust der Jugend. Aber dies alles; Geben und Nehmen, Gebären und Sterben, Auferstehen und Versinken kommt aus einer Zentrale, aus einer Kraftquelle, deren Born beständig bald langsam bald stürmisch hervorstürmt aus Gott. Wie viel Samenkörner kommen überhaupt nicht zur Entfaltung auf steinigen Gartenboden, wie viel Blumen tötet der Nachtfrost, lange bevor der Herbst kommt. So ist auch Euer Kind hingegangen in das Reich des Nichts zu Gott zurück zum Ewigen, zum Unvergänglichen. Ihr Kreislauf war kurz. Von Anfang an war sie zart, daher war sie stets Eure Sorge, Wie aber gerade dem schwachen Kind die größte Fürsorge zuwendet, so habt ihr sie gehegt und gepflegt mit allen Kräften. Aus dem Mühsamsten war sie nun heraus. Nun glaubtet ihr, hoffen zu können. Erschauet aber in dem Tod Eures Kindes einen Fingerzeig dessen, der Jugend und Alter ruft, lenkt und wieder versenkt. Der kleine Sonnenschein ist in Eurem Hause bald wieder erloschen. Als Leben nahmt Ihr das Kind in Euren Arm. Ihr freutet Euch, wie es täglich sehen und begreifen lernte, Dinge unterschied, Vater und Mutter anschaute mit Seele: Es trug Euer Wesen, hatte Euer Blut. Wenn ich Euch ein Trostwort zurufen soll im Augenblick, wenn es aus Eurer Mitte scheidet, so wäre es das: Es gibt ein Glück und das Ist die Pflicht und einen Trost, nämlich die Arbeit. Mit diesen beiden starken Stützen tragt Ihr das Leid. Wir vereinen, uns mit euch und sprechen: Ziehe hin, mein Kind
Lied: Nr. 738 v 1,2,5