Totenrede gehalten von Rudolf Heitmann (nach 1921)

Frau Nowaß

Liebe Leidtragende. Sie ist hingegangen in Frieden, die von Gott gezeichnete. Die Qualen des Todes sind nun überwunden. Verzehrt das Licht, das in ihr leuchtete. Was wir vor uns sehen, ist der vergängliche Teil, der bald zerfallen wird, das bisschen. Erde, das ward wie der Baum wird und abbricht und dann stirbt. Aber das Rätselhafte ist das Leben - das Unergründliche - das wir anstarren und keine Lösung finden - 0´ Herr gib mir Deine Augen, was Du siehst und ein Ohr zu hören, was Du hörst. Zünde mir ein Licht an und setze darüber ein buntbemaltes Glas - dann strahlen die Luftfarben in allen Tönen. Erlischt jedoch die erwärmende Flamme - dann wird Nacht und Dunkel. Aber dies Licht muss Brennkraft haben, gespeist von der Erde - von unserer aller Mutter. Also ist das Leben nicht ausschließlich Gott. Inmit´ und unter dem Brot eingefangen und erhalten wir diese heilige Flamme, dieses Glühen und Glück, dieses Sehnen nach Gemeinschaft, dies Streben nach Vollkommenheit, dieses Jagen nach Ruhe. 0 könnte ich mit Engelszungen reden von Deinem Sein, Du - Leben bist doch Gottes. Er und Natur sind eins, in ihr ist er wirksam.. Wenn wir unsere Seele gläubig zu ihm erheben, so ist er uns nahe. Diesen festen Glauben hatte die Entschlafene bis zuletzt. Ihr Gott war ihr in der Todesstunde. Ruhig und gefasst, so sah ich sie stets. Ihre Kinder segnen sie für dieses göttliche Gelassen sein. In der Stille wirksam, im Glauben beständig. Kein schlimmes Wort habe ich je von ihren Lippen gehört. Ja nicht einmal da, als sie Ihre Frida nicht zur Schule kriegen konnte. Nun weint ihr meine lieben Kinder über Eure tote Mutter, die euch stille Märchen erzählte, euer Engel war in allen Dingen. Ihr brachtet ihr eure Not - sie half. Ihr brachtet ihr euer Glück - sie war erfreut. Auf allen Wegen ersann sie nur Liebe, im Hause und auf dem Felde schuf sie euer Bestes. Eine Frau ehrlich und wahr und treu und gut. Lass die Erdschollen dich decken - Du bleibst doch unvergessen. Die segnenden Hände Deiner Kinder lassen nicht ab vom guten Tun. Was Dein Erbteil ihnen vermacht, werden sie hegen. Deine Liebe - ihre Liebe, dein Blut ist ja ihr Blut. Fallen die Blätter, dann trauert der Baum, sterben die Eltern, dann ist großes Weh im Haus! Eines aber bedenkt liebe Leidtragende dreifach ist der Schritt der Zeit. Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, pfeilschnell ist das Jetzt entflohen. Ewig still steht die Vergangenheit. Und so werden sich über Eure Trauer die Schatten der Ver­gessenheit legen. Nur eins bleibt: So wie Eure Mutter ihr zuletzt saht, so bleibt sie vor Euch im Gedächtnis, Eine Mahnerin zum Guten, eine Trösterin in Not, eine Erzieherin zum Glauben an Gott, eine Helferin in jeder Zeit. Nun hat sie alles verlassen! Die vielen Sorgen und die..............................