Totenrede gehalten von Rudolf Heitmann

Frau Mannerow Schwester 1925


Der Winter breitet sein weißes Tuch über Haus und Hof, Garten und Feld, über Lebendes und Totes, Seine Gewalt die Natur, ihr bangt sie tief. Zerfällt der Baum nicht in Moder, auch du Menschenkind wirst bald nichts sein. Heute scheidet sich vom Gestern, Hoffen wir nicht, wenn uns abends zum Schlummer niederstrecken, auf das Frührot am kommenden Morgen, auf den goldenen Tag. Der Verderber beschließt es anders. Ehe wir es ahnen, ist er da. Hier, meine lieben Leidtragenden sehet ihr den Zerfall der Kräfte längst

war die Entschlafene gelähmt. Im blühenden Alter von 17 Jahren wird sie zur Ruine, ein grausames Geschick trennte sie von der Jugend, mit all ihrer Lust und wird sie hin auf den unergründlichen Gott. An ihn hielt sie fest in gläubigem Vertrauen. Dadurch wurde ihr die Last erträglich: und das Ende leicht. Zu wiederholten Malen haben wir uns unterhalten über Gott und Glauben, über Sterblichkeit und Unsterblichkeit und ich erhielt die Überzeugung von der Entschlafenen, ihr Höchstes und bestes war, mit Gott im Reinen zu sein. Wer sich strebend bemüht, den wird Gott erlösen. - dazu bedarf es weiter niemands. Die Entschlafene, schon früh in Gott gebunden, erhielt durch, die christliche Heilswissenschaft besondere Glaubensfestigkeit. Sie begnügte sich nicht mit dem Wort-schriftentum, sie machte Ernst mit der Tat. Dadurch ist sie auch gesegnet. In Eurem Hause fand sie eine gesicherte Unterkunft, An Brot und Pflege.

Nun haben sich 2 Augen geschlossen. Der Mund ist verstummt. Das Leid ist vorüber, eine Stelle bleibt leer im Haus. Auf einmal wird uns klar, es ist ein Leib ohne die Seele, was ist ein Körper ohne Geist, Wenn das Wertvolle verschwindet, das Leben entflieht, dann fahre wohl zerbrochene Hülle, du wirst bald Staub und Asche sein. Lasset darum das Göttliche nicht, das Ewige. In ihm liegt unser junges Sein. Vieles im menschlichen Leben ist dem Vergessen geweiht. Weniges nur ist unvergesslich. Aber nach diesem, Wenigen bestimmt sich unser Wert, In dem nunmehr abgeschlossenen Leben der Entschlafenen liegt das Tagebuch ihres Lebens vor Euch allen ausgebreitet. So tritt sie vor Gott. Und der Erbarmer spricht zu uns: Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Und wir wollen antworten: Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Wem die Jugendkraft so früh gebrochen, ein einsam Leben führen muss, der soll mit der Verblichenen bekennen: An den urgründlichen Gott unserer Heimaterde glaube ich, auf den Sieg des Gerechten hoffe ich, und mein Tagewerk liebe ich. Diese 3 starken Gedanken bewegen täglich meine Seele und füllen sie mit Geistkraft den kraftlosen, gebrechlichen Leib. Was zu verkümmern droht, das will gerettet sein. Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft. Immer finden wir uns wieder. Wir sind eine Arbeitsgemeinschaft. Immer suchen, wir uns wieder. Wir sind eine Notgemeinschaft. Immer brauchen wir uns wieder, über uns allen leuchtet eine Sonne. Wie sich nun die dunklen Tage des Winters wenden werden in Lichtung Leuchten und Sonnenschein, so ist auch die Entschlafene mit des Todes Macht hingegangen in den Lichtkreis des Herrn. Hier wird Gott und. Seele wieder eins sein.

So lasst uns das Sterbliche der Erde übergeben. Dein Hügel dort draußen sei unser Altar, Ihn machen wir Dir zum Gedächtnis. Es wird gesät verweslich.