SPIERINGSHORST



Ihren heutigen Namen erhielt die in der Wakenitz gelegene Insel nach dem Fischer und städtischen Schwanenmeister Hans Spiering, der hier im 19. Jahrhundert wohnte. 1605 hieß die Horst nach seinem Besitzer „Gödert von Hoevelens Horst“. Zu dieser Zeit war Spieringshorst schon eine Insel. Der Durchstich zwischen erster Fischerbuden und der Halbinsel soll 1223 erfolgt sein, um mehr Wasser für die Mühlen und die Brauereien zu haben. 1828 wurde der Durchstich verbreitert. Auf der Insel stehen drei Häuser, die kirchlich nach St. Aegidien gehören. Zwei von ihnen waren bis in die jüngste Vergangenheit reine Fischerwohnsitze (WEGNER, VOLLERT). Sie wurden um 1710 gebaut.


Haus 1


Lüthgens / Wegner


Das linke Haus auf der Insel ist bis 1951 reiner Fischerwohnsitz gewesen. Es wurde 1710 umgebaut. Um 1850 erhielt es an Stelle des Reetdaches Pfannen und drei der ursprünglichen Fachwerkmauern wurden als reine Ziegelmauern erneuert. Die östliche Fachwerkwand ist zum großen Teil erhalten. Hier wohnten bis 2001 direkte Nachkommen der Fischerfamilie Lüthgens. 1660/1666 war hier vielleicht der „Fischer auf der Horst“ Hans OLDHOFF, der 1660 in erster Ehe Grete Spiring und 1666 in zweiter Ehe eine weitere Grete Spiring geheiratete hatte. Dann ist hier die Familie LÜTHGENS. Hinrich heiratete 1639 in St. Aegidien Anna Proite. Sein Nachfolger Hinrich heiratete 1673 in erster Ehe Anna Spiring und 1675 in zweiter Ehe Anc Karck (*1635 †1709). Er ist „lübscher Fischer auf der Horst“. Aus dem Jahre 1708 kennen wir seine Hausmarke. Der Sohn Hinrich (*1680 †1737) war mit einer Frau namens Ann Liese (*1671 †1752) verheiratete. 1750 ist Hans Matthias (*1725 Klapperbude) hier. 1750 heiratete er Barbara Hahn (*1720 †1795) aus Gothmund. Dan kommt Jürgen Peter (*1753 †1843), der seit 1798 mit Catharina Weidemann (*1770 †1847) aus Gothmund verheiratete ist. Sein Erbe ist Joachim Matthias Georg (*1801 †1877). Er ist seit 1827 mit Johanna Gosch (*1799 †1866) aus Oldesloe verheiratete. Der Erbe ist Peter Christian (*1828 †1902). Er heiratete 1862 Anna Maria Witt (*1836) aus Gothmund. Dann folgt Matthias Franz Heinrich (*1863 †1932) als Fischer. Er heiratete 1891 Johanna Sophia Bünning (*1860) aus Lübeck. Die Erbtochter Elsa Dorothea Sophia (*1892 †1963) heiratete 1918 Bruno Hans Ferdinand WEGNER (*1892 †1967). Er war von Beruf Zimmermann.


Das Haus 2009


Der Schwiegervater wollte der Heirat aber nur zustimmen, wenn er Fischer werden würde. Der letzte Fischer war der Sohn Rolf (*1923 †2001). Er wurde auch Ältermann der Gothmund- und Wakenitzfischer. Von ihm erbte seine zweite Frau Gertrud Zimmermann und dann ihre Tochter Ute (*1961). Sie ist verheiratete mit Thomas Heß (*1961). 2009 wurde das Haus an Dr. Bernd Schiebler verkauft.

Beim Umbau des Hauses 2009/2010 fand eine baugeschichtlichen Untersuchung durch Dr. Scheftel aus Lübeck statt. Die verbauten Balken wurden untersucht und durch konnte die Fällung des Bauholzes auf 1588 datiert werden. Aus Erfahrungen in der Lübecker Altstadt wurden die Bauhölzer kurz nach dem Einschlag verbaut. Daraus kann geschlossen werden, dass das Haus 1588 gebaut worden ist. Das Haus hatte eine Grundfläche von 56 m² und war 9,10 Meter lang und 6,10 Meter breit. Dadurch wurde belegt, dass dieses Haus ein Teil der ehemaligen von Hövelen Burg war.




Die Kernbalken von 1588 mit dem Rundbogeneingang




Leider ist das Haus 2011 während des Umbaus durch eine Feuer vollständig zerstört worden.




Nach der Überlieferung und alten stadtgeschichtlichen Aufzeichnungen soll an dieser Stelle im Jahr 1429 von Thomas KERKRING die „Olausburg“ erbaut worden sein. Sie diente in erster Linie den „Zirkelbrüdern“, den etwa 125 Familien des lübschen Stadtadels, als Treffpunkt für Feste. Auf der „Olausburg“ wurden regelmäßig zwei Gelage der „Zirkelkompagnie“ abgehalten. Ein „Maigelag“ im Sommer und ein „Schneegelag“ im Winter. Über letzteres ist sogar die Zahl der die Schlitten begleitenden Fackelträger bekannt. Das letzte Gelage wurde 1534 abgehalten. Darauf zerfiel die „Zirkelkompagnie“ durch die Spaltung infolge der Kirchenreformation. Mit ihr verfiel auch die Burg, bis um 1595 Gotthard von HOEVELN ein großes Wehrhaus mit Wirtschaftsgebäuden und wohl auch eine Zugbrücke errichten ließ.




Der Burgstein


H-GODTH

VAN HOVELEN-BURGE

15&&95“





Im Mai 2011 wurde das Haus 1 durch Feuer vollständig zerstört




Haus 3

(„Vollert-Haus“)



Das mittlere der drei Häuser, welches am höchsten liegt, wurde ebenfalls durch An- und Umbauten stark verändert. Es hat aber noch das typische Reetdach und nach Osten hin (früher auch nach Westen) eine sog. „Laube“, wo die Fischer, gegen schlechtes Wetter geschützt, ihre Netzarbeiten verrichten konnten. Leider wurde 1969 der höchste Ziegelfachwerkteil verputzt und weiß gestrichen. Hier wohnte die Fischerfamilie VOLLERT (FOLLERT). Bei der starken Ausbreitung dieser Familie unter den Wakenitzfischern, lassen sich die einzelnen Namensträger nur schwer einem bestimmten Horst zuordnen. Hermann Vollert (*1723 †1776) von Brunshorst heiratete 1750 Anna Abels vom zweiter Fischerbuden. Der Sohn Heinrich (*1750 †1795) heiratete 1777 Engel Both (*1753 †1801) von Bothenhorst. Dann war Jochim Peter (*1787 †1833) hier Fischer. Er war seit 1820 mit Catharina Weidemann (*1797 †1886) verheiratete. Peter Christian (*1886 †1974 Bad Schwartau) heiratete 1913 Minna Braasch (* †1918) aus Dissau und nach ihrem Tod ihre Schwester. Dann folgte der Erbe Heinrich (*1914 †2003). Er verkaufte 1969 an den Kaufmann Eugen Silberkuhl das Haus. Er war verheiratet mit Ute Höhler. 1977 kam dann der Arzt Dr. Eckart Pollvogt und danach Frau Susanne Schorr-Thoenies. 2000 kaufte dann Carsten Dreyer. Sie bewohnen noch heute das Haus.


Peter Vollert mit seiner Frau Elli Braasch 1948



Haus 5




Das am weitesten nach Osten liegende Haus war ursprünglich kein Fischerhaus. Ein aussergewöhnlich grosser Ofen und viele kleine Nutzräume sind hier untergebracht.


Feuerstelle im alten Haus 5


Später wohnte hier die Fischerfamilie SPIERING. Er war einer der frühen Namengeber für Spieringshorst. Als 1596 lauenburgische Untertanen in lübschen Gewässern widerrechtlich fischten, griff Fischer Spierinck zur Selbsthilfe und „beschlagnahmt“ beim Nobiskrug drei Boote und fünf Netze. Jürgen Spiring heiratete 1641 in St. Aegidien Catharina Nascher. 1684 wurde er – inzwischen ein alter Mann – bei einer tätlichen Auseinandersetzung mit den Buchholzer Fischern auf dem Ratzeburger See „zweymahl mit dem Kahnroder an der Brust gestoßen, daß er im Kahn niedergefallen“. Der Sohn Hinrich (*1644 †1698) folgt, dann Hans (†1720). Er heiratete 1689 Catharina Grimm. Dessen Hausmarke ist 1708 überliefert. Wieder kommt ein Hans, der 1717 Anna Prehn aus Arfrade heiratete. Der Erbe Hans Hinrich (*1719 †1800) heiratete 1751 Trien Marie Ahrendt (*1720 †1798) aus Herrnburg. 1778 ist Hans Hinrich Spiering unter den Wakenitzfischern, die von den Buchholzern beschuldigt werden, die Fischereigrenzen im Ratzeburger See nicht beachtet zu haben. Der Erbe Matthias (*1757 †1832) folgt. 1799 heiratete er Catharina Neichlenfeldt. Weiter konnte ich diese Linie auf Spieringshorst nicht verfolgen.

Seit etwa 1912 verfiel das leerstehende Gebäude zusehends. Von 1945 bis 1965 wurde es vorübergehend von dem Flüchtlingsfischer KRAUSE aus dem pommerschen Cammin bewohnt, bis es von dem neuen Besitzer, Jürgen KOENIG, vorbildlich restauriert wurde. Das Haus steht unter Denkmalschutz.




Das Haus 2007